Mit Schwester Katharina durch die Fußball-EM

"Ich gönne es ihnen von Herzen"

Adieu Fußball-EM! Die Deutschen spielten gut, Frankreich kickte sie trotzdem raus: Für unsere domradio.de- Fußballnonne Schwester Katharina Hartleib dennoch ein gerechter Sieg. Fürs Finale gegen Portugal tippt sie auf 3 zu 1.

Schwester Katharina: ein echter Fußballfan / © privat  (DR)
Schwester Katharina: ein echter Fußballfan / © privat ( DR )

domradio.de: Ich bin ein bisschen sauer auf Sie, denn Sie haben gegen Deutschland getippt im Vorhinein. Meistens hatten Sie mit ihren Tipps Recht und prompt sind wir rausgeflogen.

Schwester Katharina Hartleib: Ja, ich habe das Viertelfinalspiel der Franzosen wirklich bewundert. Ich habe gedacht: Der Sinn vom Fußballspielen ist Tore schießen. Und das haben die Franzosen sehr eindeutig gemacht. Und daran hat es beim deutschen Spiel in dieser EM immer gehapert. Eine Ausnahme bildete Mario Gomez – doch der war verletzt. Wenn man gestern die ganzen Chancen zusammen gezählt hat, die die Deutschen trotz allem hatten – das waren richtig viele – und wenn dann kein einziger rein geht, dann ist das Pech oder man könnte auch sagen: Unvermögen.

domradio.de: Ich habe kurz vor Ende der ersten Halbzeit gesagt, dass wir uns entspannen können, egal ob es jetzt ein Tor gibt oder nicht. Soviel wie wir im französischen Strafraum sind, müssen wir eigentlich gewinnen. Sonst wärs eigentlich total unfair.

Schwester Katharina: Ja, das ist ja das Problem. Und das war genau das, was ich in dieser Vorüberlegung zu diesem Spiel auch gesagt habe: Wenn es den Deutschen nicht gelingt, relativ früh ein Tor zu machen, wird es eng. Und es wurde eng. Ja, die waren wirklich überlegen, die haben hervorragend gespiel. Der Schweinsteiger war unglaublich. Der war so unglaublich gut, dass mir klar war, sie kommen gut über die erste Halbzeit. Und in der zweiten Halbzeit machen sie den Sack zu.

domradio.de: Aber es ist auch auch ziemlich ruppig zugegangen auf dem Platz. Ich hab die gelben Karten irgendwann nicht mehr nachgezählt.

Schwester Katharina: Ich auch nicht. Schiedsrichter Rizzoli hatte ja das WM-Finale 2014 gepfiffen. Das war ihm bis zur berühmten 113. Minute aus der Hand geglitten und das wollte er diesmal vermeiden. Und deswegen hat er immer fein säuberlich gelbe Karten gezogen. Und das war auch gut so.

domradio.de: Es ist vielleicht auch ein bisschen unfair uns nach diesem Viertelfinale mit den Italienern und dem Elfmetern uns einen italienischen Schiedsrichter da hinzu setzen.

Schwester Katharina: Das haben auch viele so empfunden, aber ich denke nicht. Er war einfach richtig gut.

domradio.de: Was uns jetzt ja noch bevor steht -  es gibt ja kein Spiel um Platz drei - ist das Spiel Frankreich gegen Portugal. Was sagen Sie, was tippen Sie?

Schwester Katharina: Ich tippe eindeutig auf einen Sieg für Frankreich. Portugal hat ja eigentlich nur im Halbfinale mal Fußball gespielt. Bisher haben die sich ja durchgemogelt. Frankreich ist in so hervorragender Form. Die haben endlich ihr Deutschlandtrauma überwunden, wie die Deutschen ihr Italientrauma. Von daher denke ich: Die Franzosen sind auf einer solche Welle und sind so stark. Die haben keine Verletzten, die haben keine Ausfälle. Ich denke, die Franzosen werden gewinnen und ich gönne es ihnen von Herzen.

domradio.de: Mit wieviel?

Schwester Katharina: 3 zu 1.

domradio.de: Fairerweise: Nach allem, was in Frankreich abgegangen ist die letzten Monate und Jahre gönnt man ihnne wirklich dieses Erfolgserlebnis.

Schwester Katharina: Das glaube ich auch. 1998 waren die Franzosen ja Weltmeister. und da gab es ja einen richtigen Aufschwung im Land. Manchmal ist das so. Wenn sich ein Land mit seiner Nationalmannschaft identifiziert, dann kann das richtig positiv sein und auf die Gesellschaft gut einwirken. So komisch das klingt, aber Fußball hat da wirklich Macht.

Das Gespräch führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR