Mit Überraschungstüten und Zeitkapsel ins neue Jahr

Statt Feuerwerk

Auch ohne Böller und große Partys mit Freunden muss Silvester in der Familie nicht langweilig werden. Überraschungstüten, Zeitungstanz, gemeinsam das alte Jahr vorbeiziehen lassen: Tipps für den Silvesterabend mit Kindern.

Autor/in:
Stefanie Walter
Abgebrannte Silvester-Böller / © Kay Nietfeld (dpa)
Abgebrannte Silvester-Böller / © Kay Nietfeld ( dpa )

Aufbleiben bis Mitternacht, Kindersekt, Tischfeuerwerk, Wunderkerzen, Konfetti werfen: An Silvester dürfen sich Kinder ein bisschen wie Erwachsene fühlen. Aber die Zeit bis Mitternacht kann sich ziehen. "Es gibt tausend Möglichkeiten, den Abend kurzweilig zu gestalten", sagt Bettina Kruse-Volkmann von der Evangelischen Familien-Bildungsstätte in Gießen. "Man braucht eigentlich gar keinen Fernseher."

Die pädagogische Mitarbeiterin erinnert sich an einen besonders schönen Silvesterabend, den sie gemeinsam mit ihrer Tochter für die Enkelkinder vorbereitete: Zu jeder Stunde gab es eine Überraschungstüte, auf der die Uhrzeit stand. Darin befanden sich zum Beispiel kleine Verkleidungssachen wie Hütchen oder Schnurrbärte - lustige Fotos entstanden. Wachs fürs Wachsgießen. Glückskekse. Und Vorschläge für Spiele: Topfschlagen, Puzzle-Challenge oder Zeitungstanz, bei dem die Zeitung immer kleiner gefaltet wird. "Da gewinnen immer die Kinder." Der Abend sei unheimlich schnell rumgegangen.

Gefühl für die Zeit lernen

Durch die Einteilung in Stunden bekämen "Kinder ein Gefühl für die Zeit", sagt die Sozialpädagogin Katja Wienecke vom Familientreffpunkt des SOS-Familienzentrums Berlin, das zum SOS-Kinderdorf gehört. Sie hat es mit Ballons ausprobiert, auf denen ebenfalls die Uhrzeit stand. Vorteil: Die Kinder können sie knallen lassen. Wienecke schlägt außerdem vor, den Abend über im Hintergrund einen digitalen Jahresrückblick mit Fotos laufen zu lassen. "Kinder finden es immer toll, Fotos von sich zu sehen." 

Wienecke rät, auch eine ruhige Phase einzuplanen, mit Film und Popcorn. Gerade kleine Kinder schafften es oft nicht, bis Mitternacht wachzubleiben. Wenn sie während des Films einschliefen, müssten sie halt ins Bett. Die verpassten Spiele werden dann am Neujahrstag
nachgeholt.

Pädagogin Kruse-Volkmann schlägt vor, die Kinder schon nachmittags in die Vorbereitung der Silvesterparty einzubinden. Sie könnten Gemüse schnippeln fürs Raclette oder die Pizza für den Abend selber belegen. "Das schafft Vorfreude auf das, was kommt."

Gemeinsam zurückblicken

Die Mamabloggerin Anita Gries von "Mamaskiste" aus Berlin gibt Tipps, wie man Knallbonbons aus Klopapierrollen basteln kann. Gefüllt werden sie mit kleinen Botschaften, Schoko-Marienkäfern oder Gummibärchen. Mamabloggerin Sandra Genzel von der "Lieblingsbande"
stanzt zusammen mit den Kindern aus gebrauchtem Geschenkpapier mit einem Locher Konfetti aus.

"Ich glaube, dass es wichtig ist, Abschnitte im Leben zu haben, ein Gerüst", sagt Bettina Kruse-Volkmann. "Silvester ist ein innerlicher Neustart, ein Aufbruch und ein Abschließen mit alten Dingen." Das könnten Eltern auch den Kindern vermitteln, etwa indem sie bei einem Spaziergang im Wald gemeinsam überlegten: "Was war eigentlich dieses Jahr?"

Zeitkapsel und Rauhnächte

Katja Wienecke schlägt vor, eine Wunschliste zu schreiben und diese in eine "Zeitkapsel" zu packen, die dann nächstes Jahr Silvester geöffnet wird. Was hat sich erfüllt? "Das kann man jährlich weiterführen", sagt Wienecke.

Der österreichische Journalist und Schriftsteller Christoph Frühwirth hat ein Buch geschrieben über die "Raunächte", die zwölf Nächte zwischen der Christnacht und dem Dreikönigstag, in denen die Natur und die Zeit still stehen, wie er sagt. Er besuchte dafür die Keramikerin und Pädagogin Veronika Stockert, die eine Reformschule mitgegründet hat. Sie schreibe mit ihrer Familie auf kleine Zettel, wovon sie sich verabschieden wolle. "Diese Zettel verbrennen wir und nehmen bewusst wahr, wie das Feuer das Dunkle in Licht verwandelt", erzählt Stockert in dem Buch.

Jugendliche ernst nehmen

Eine Idee, die sich auch gut für den Silvesterabend und gerade auch für Jugendliche eignet: "Jugendliche wollen sich ernst genommen fühlen", erklärt Sozialpädagogin Wienecke. Nachdenken über das vergangene Jahr, das so schnell verging, könne ein "Ansporn sein,
etwas für seine Wünsche und Träume zu tun".

Bei Katja Wienecke zu Hause wird dieses Jahr an Silvester auf jeden Fall ein digitaler Jahresrückblick mit Bildern laufen, denn es gab ein wichtiges Ereignis: die Einschulung ihres Sohnes. "Edelsteinmomente" nennt Pädagogin Bettina Kruse-Volkmann solche Augenblicke. Bitte unbedingt aufbewahren.


Quelle:
epd