Auf eine baldige Rückkehr Italiens zu normalen Lebensbedingungen drängt der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti. "Wir müssen zu einem normalen Leben zurückkehren - mit Vorsicht und Umsicht -, aber wir müssen neu anfangen", schreibt Bassetti in einem Beitrag der Bistumszeitung "La Voce", den diese am Mittwoch vorab veröffentlichte. Gleichzeitig wandte er sich gegen jene, die das Virus verharmlosen oder gar leugnen.
"Die Daten der Wirtschaftskrise, die ich in allen Zeitungen lese, sind erschreckend", schreibt der Kardinal. "Die immer noch geschlossenen Rollläden, die ich in einigen Geschäften sehe, hinterlassen bei mir Verbitterung und Angst." Hinter ihnen stünden Männer, Frauen und Familien, die leiden.
Grenzen der Meinungsfreiheit
Mit Bezug auf zunehmende Diskussionen über die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen warnte Bassetti: Meinungsfreiheit bedeute nicht, "nach Belieben alles zu sagen, was einem durch den Kopf geht", ohne sich darum zu kümmern, die Gültigkeit des Gesagten zu überprüfen "und vor allem, ohne für das Gesagte Verantwortung zu übernehmen". Dabei verwies der Kardinal auf eine jüngste Grundsatzrede von Staatspräsident Sergio Mattarella. Dieser hatte gewarnt: "Wir können und dürfen die Toten dieser Pandemie nicht vergessen." Zudem sei "Freiheit nicht mit einem Recht zu verwechseln, andere krank zu machen".
Angesichts wachsender Ungeduld versicherte Ministerpräsident Giuseppe Conte Medienberichten vom Mittwoch zufolge, es werde keinen neuen Lockdown geben. Weitere Normalisierungen seien in Kürze absehbar; dennoch müsse das Land vorsichtig bleiben. Man dürfe nur kleine Schritte machen, um das Erreichte nicht zu verspielen.