Über eine Wiederansiedlung von Zisterziensern im früheren Kloster Neuzelle (Brandenburg) fällt am Donnerstag eine grundsätzliche Entscheidung. Dann wollen die Mönche des österreichischen Stifts Heiligenkreuz über das Projekt abstimmen, wie die Abtei am Dienstag bestätigte. Es gehe darum, ob eine Gruppe von voraussichtlich acht Ordensmännern nach Neuzelle entsandt werde, um dort eine Niederlassung zu gründen. Die Einladung dazu kam vom Bistum Görlitz, auf dessen Gebiet Neuzelle liegt. Wo die Mönchsgemeinschaft wohnen könnte, ist jedoch noch ungeklärt.
Neuzelle ist als nördlichstes Beispiel süddeutschen und böhmischen Barocks in Europa weitgehend erhalten. Die Klosteranlage südlich von Frankfurt an der Oder ist ein beliebtes Touristenziel. Seit ihrer Verstaatlichung 1817 durch den preußischen Staat leben in Neuzelle keine Mönche mehr. Jetzt sind ihre Gebäude und Ländereien Eigentum der öffentlich-rechtlichen Stiftung Stift Neuzelle.
Grundsätzliches Interesse
Das Stift Heiligenkreuz erklärte, die Gespräche mit dem Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt über das Projekt seien "in sehr guter Atmosphäre" verlaufen. Jetzt gehe es zunächst darum, ob die Abtei die Einladung annehmen wolle. Darüber würden rund 70 Ordensmänner in geheimer Abstimmung entscheiden. Im Falle einer Zustimmung sei die Gründung einer Niederlassung aber nicht vor 2018 möglich.
Bei der Stiftung Stift Neuzelle stößt das Vorhaben grundsätzlich auf Interesse. Wenn sich erneut Zisterziensermönche ansiedelten, könne dies «dem Kulturtourismus Rückenwind» geben, erklärte der Stiftungs-Direktor für Marketing und Kultur, Walter Ederer, auf Anfrage. Mit Angeboten wie "Kloster auf Zeit" könne es Neuzelle neue Besuchergruppen erschließen.
Kosten auf bis zu fünf Millionen Euro
Im Falle eines Votums für eine Wiederbesiedelung werde die Stiftung prüfen, wo eine Mönchsgemeinschaft leben könne, erklärte Ederer. Die Zisterzienser bevorzugten das frühere Kanzleigebäude des Klosters.
Dort sei derzeit jedoch die Kunst- und Musikschule des Gymnasiums untergebracht, das auf dem Klostergelände angesiedelt ist. Für die Musikschule müssten gegebenenfalls andere Räume gefunden werden. Als weitere offene Frage nannte Ederer, ob öffentliche Mittel eingesetzt werden dürften, um das Kanzleigebäude für die Erfordernisse eines Konvents zu sanieren. Der Marketing-Chef bezifferte die Kosten auf bis zu fünf Millionen Euro.
(Quelle: KNA)