Monsignore Bosbach zur Strukturreform im Erzbistum Köln

Eine neue Ordnung

Das Erzbistum Köln ordnet seine rund 50 Dekanate neu. An deren Stelle treten die bisherigen 15 Stadt- und Kreisdekanate. domradio.de. sprach über die Auswirkungen der neuen Struktur mit Monsignore Bosbach, Leiter der Hauptabteilung Seelsorgebereiche.

Dekanatskarte des Erzbistums Köln / © Alexander Foxius (DR)
Dekanatskarte des Erzbistums Köln / © Alexander Foxius ( DR )

domradio.de: Von 50 auf 15 - das klingt ja erst einmal sehr dramatisch. Wie wird sich denn diese Änderung bemerkbar machen?

Monsignore Markus Bosbach (Erzbistum Köln): Dramatisch ist es nicht, da wir eine Situation haben, in der schon heute manche Dekanate gleich einer Pfarrei oder einem Seelsorgebereich sind. Hier hat sich einfach in den letzten Jahren viel entwickelt in der konkreten kirchlichen Gestalt. Und wir passen jetzt im Grunde mit der Dekanatsstruktur diese Ebene an.

domradio.de: Ist das eine reine Strukturreform oder geht das auch weiter in die Seelsorge und in die Gestaltung von Seelsorge vor Ort?

Bosbach: Es hat eigentlich mit der konkreten Seelsorge in den Gemeinden weniger zu tun. Es gibt natürlich Themen, die sind auf der Ebene des Dekanates gut angesidelt; die Sorge um ältere Priester, um kranke Priester, die Sorge um die politische Vertretung gegenüber den kommunalen Größen - sprich gegenüber einer Stadt oder einem Kreis. Das alles wird auf der Ebene des Dekanates geregelt. Und, was ganz wichtig ist, das regelmäßige Zusammenkommen aller im Pastoraldienst Tätigen und die Welterbildung in regelmäßigen Pastoralkonferenzen - auch die geistliche Weiterbildung - das alles findet auf der Ebene des Dekanates statt. Jetzt wird man sehen müssen: Ist das nicht zu groß? Die Stadt Köln ist riesig. Aber wir ermöglichen, dass in der Ordnung der Dekanate auch nochmal Unterorganisationen möglich sind, damit das Gute, das jetzt in den alten Dekanaten gelebt wurde weiter transportiert werden kann. Das ist auch ein Wunsch des Erzbischofs nach einer langen Konsultation gewesen.

domradio.de: Also bleibt noch etwas von der Aufgabe der bisherigen Dechanten, die es dann nicht mehr sein werden, übrig?

Bosbach: Ja, das sieht jetzt von Dekanat zu Dekanat unterschiedlich aus. Es wird in die Verantwortung der dort Tätigen gestellt, sich gemeinsam zu überlegen: Was organisieren wir auf der Ebene des Dekanates und was organisieren wir darunter? Diesem Anspruch stellen sich auf die Laien. Der Diözesanrat war ja eingebunden in die Konsultationen. Und auch die Laienvertreter, wie zum Beispiel die Kreiskatholikenräte, überlegen dann gemeinsam: Wie sieht nochmal eine Möglichkeit aus, sich darunter zu organisieren. Denn es gibt bisher noch einige Dekanatsräte. Da soll jetzt nicht einfach die Botschaft sein: 'Das ist alles jetzt überflüssig' sondern: 'Guckt vor Ort, wie ihr das weiter gestalten wollt, so dass es für euch sinnvoll ist.'

domradio.de: Von den gebietsmäßigen Strukturaufteilungen ist es klar. Wie sieht es vom Personal aus? Werden die bisherigen Stadt- und Kreisdechanten dann diese Aufgabe übernehmen oder wird es sozusagen Neuwahlen geben?

Bosbach: Die Stadt- und Kreisdechanten werden die Aufgabe der Dechanten übernehmen. Das Kirchenrecht sieht vor, dass der Dechant nach einem Anhörungsverfahren vom Erzbischof ernannt wird. Das ist auch bei den Stadt- und Kreisdechanten immer so gewesen. Da ändert sich also nichts. Im Erzbistum Köln wurden die Dechanten bisher gewählt. Das ändert sich jetzt. Das war aber in Köln ein Sonderweg, der jetzt ausläuft, weil die Dechanten bisher den Priesterrat gebildet haben. Der Erzbischof hat ja entschieden, dass er als relevantes Beratungsgremium neben dem Priesterrat eben den Diözesanpastotralrat haben will. Dort werden die Stadt- und Kreisdechanten vertreten sein. Der Priesterrat wird gewählt, und der entsendet dann auch seine Vertreter in dieses wichtige Beratungsgremium. Sodass es nicht mehr die Notwendigkeit gab, Dechantenamt und Wahl zu koppeln. 

domradio.de: Vor knapp einem Jahr hat Kardinal Woelki in seinem Hirtenbrief zu Fastenzeit ja schon einige Änderungen im Erzbistum angekündigt. Wir haben jetzt zum Beispiel den Diözesanpasoralrat, der am vergangenen Samstag erstmals zusammengetroffen ist. Ist das jetzt auch ein weiterer Schritt und wenn ja, welche Schritte werden möglicherweise auch noch folgen?

Bosbach: Der Schritt, der jetzt gegangen worden ist, hat meines Erachtens weniger mit diesem geistlichen Weg zu tun, den der Kardinal mit uns im Bistum gehen will, sondern ist einfach aus der Notwendigkeit geboren, dass Veränderungen angezeigt waren, weil einfach in vielen Dekanaten die Größe nicht mehr stimmte. Das ist nicht Teil eines geistlichen Aufbruchs, sondern eine notwendige Anpassung von Strukturen, die irgendwann jetzt einfach anstand. 


Quelle:
DR