Morgen, am Freitag, sind für uns Schwestern zwei Ereignisse, die unter normalen Umständen viele Schwestern versammeln würden. In Oberpleis, in unserem Altenheim, ist die Beerdigung einer Schwester, die sehr alt geworden ist und in Ruhe begleitet von ihren Mitschwestern gestorben ist. Aber es dürfen ja nur höchstens zehn Menschen mit zur Beerdigung und das fühlt sich ganz fremd an. Normalerweise ist so eine Schwestern-Beerdigung nicht so sehr ein trauriges Ereignis, sondern eher ein Erinnern an sie, ein Erzählen von Weggefährtinnen, von Storys und Geschichten. Und es ist ein Treffen derer, die in der gleichen Berufung leben und Leben und Tod miteinander erleben.
Das geht jetzt aber nicht. Und es fühlt sich ziemlich leer an und zeitlich, fast zur gleichen Zeit, ist im Mutterhaus das Jubiläum von fünf Schwestern, die 60 und 65 Jahre im Kloster sind. Und hier ist es genauso. Normalerweise kommen zu diesem Fest alle Schwestern aus den umliegenden Klöstern, die es nur irgendwie möglich machen können, weil es ein Fest des Lebens und des Gemeinsamen auf dem Weg seins ist. Aber es kann ja niemand kommen. Keine Angehörigen, keine Freunde und Bekannten, keine Mitschwestern, die zusammenströmen würden, um die Jubilarinnen zu ehren und das gemeinsame Leben zu feiern. Und so geht es zurzeit vielen Menschen. Geburtstage, Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, Abibälle, alles geht irgendwie nicht, oder nur mit höchstens vier Menschen.
Es bleibt eine Leere, eine Trauer, ein Gefühl des Unvollkommenen, das irgendwie nicht richtig ist. Aber es bleibt so etwas, was eine Mitschwester mir gestern gesagt hat: "Weißt du, wir feiern trotzdem, weil das Leben so ist und weil Gott doch trotzdem da ist und weil Tod und Leben zusammengehören und es auf jede Einzelne ankommt, die da ist." Und ich habe mich wirklich gefreut und ich hatte ein bisschen einen Kloß im Hals, weil es mich so berührt hat. Tod und Leben gehören zusammen und Gott ist doch da.