Wir sind in den letzten Tagen vor Pfingsten, und in den Gebetszeiten und Gottesdiensten geht es immer um die Erwartung und um die Bitte um den Heiligen Geist. In den Gebeten geht es um die Gaben des Geistes, um Weisheit, Einsicht, Rat, Erkenntnis, Stärke, Frömmigkeit und Gottesfurcht und darum, dass wir das brauchen und haben möchten. Ist es wirklich so? Was erwarten wir denn eigentlich vom Heiligen Geist in diesem Corona-Jahr 2020?
Eine Notiz, die ich dieser Tage gelesen habe, hat mich sehr nachdenklich gemacht. Da sagt Alban Herberg: "Wer alles beim Alten lassen will, sollte nicht um den Heiligen Geist bitten." Die Jünger Jesu damals haben im verschlossenen Raum gesessen und haben um den Geist gebetet. Sie haben nicht geahnt, was kommen würde. Vielleicht haben sie sich zurückgesehnt in die Zeiten, als sie mit Jesus unterwegs waren, wo sie ihm zuhören und ihre Fragen direkt mit ihm klären konnten. Wollen wir, wenn der Lockdown zurückgefahren ist, einfach so weitermachen wie vorher? Hauptsache, es gibt wieder Gottesdienste, und alle unsere Freizeitvergnügen können wieder stattfinden.
Und dann wird aber an Pfingsten für die Jünger alles komplett anders. Sie werden so stürmisch und so sehr mit seinem Geist erfüllt, dass es sie hinaus treibt auf die Marktplätze, in die Synagogen, an die Versammlungsorte der Leute, egal, welcher Art. Und sie können dann nicht mehr anders. Sie wollen werden wie dieser Jesus Christus und sie wollen diesen Auferstandenen verkünden. Komme, was kommen mag.
Wollen wir das wirklich? Wollen wir uns so begeistern lassen, dass wir ganz viele Mittel und Wege finden, um den Menschen im Dorf oder in der Stadt deutlich zu machen, dass wir an einen lebendigen und heute wirkenden Gott glauben, der uns zum Leben helfen will? Wenn ja, was ich sehr hoffe, dann los –und beten und bitten und nicht wundern, wenn alles neu wird. Auch bei uns in uns selber, in unserer Kirche, in unserem Land, auf der ganzen Erde. Komm, Heiliger Geist!