Manchmal frage ich mich ehrlich, ob die Verfasser der Bibel Humor hatten. Wir wissen ja, dass die Heilige Schrift nicht vom Himmel gefallen ist, sondern die Texte - göttlich inspiriert - nach und nach entstanden sind. Erst mündlich weitergegeben und dann irgendwann in schriftliche Form gebracht. Gotteswort in Menschenwort - so nennt das die Bibelwissenschaft.
Und bei der heutigen Lesung aus dem Buch Jesaja ist mir aufgefallen: Viel größer können die Gegensätze innerhalb eines kurzen Textabschnittes nicht sein. Da heißt es: Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt - ja klar, wir sind ja noch in der Weihnachtszeit. Aber auf die Ankündigung des kleinen Kindes folgen geradezu hymnische Worte: Starker Gott, Friedensfürst, Vater in Ewigkeit. All das soll ein Baby sein, das irgendwo in einem Stall geboren wurde? Wie war das mit dem Humor in der Bibel?
Das Faszinierende für mich an unserem Glauben ist, dass die markigen Sprüche über das Kind und das tatsächliche Leben von Jesus Christus nur scheinbar nicht zusammenpassen. Nach weltlichen Maßstäben ist Jesus am Kreuz gescheitert. Aber Gott hat ihn gerettet. Der Tod hat seinen Schrecken verloren. Jesus steht in der Tat für Stärke, aber eben für Glaubensstärke und Frieden.
Und seine Auferstehung lässt auch uns hoffen. Aber nicht nur auf Ewiges Leben, sondern auch darauf, dass unser persönliches Leben in Gott immer einen Sinn hat. Egal, ob wir nach weltlichen Maßstäben scheitern oder prima vor unseren Mitmenschen dastehen, wir können darauf vertrauen, dass Gott uns immer liebt, weil bei ihm alles möglich ist und alles einen Wert hat. Und so passt auf einmal alles zusammen: ein kleines Kind, das zum Friedensfürsten wird, ein Baby, das Gottes Sohn ist.
Jetzt weiß ich zwar immer noch nicht, ob die Männer und Frauen der Bibel Humor hatten, aber die Botschaft vom Kind im Stall, die kann uns auf jeden Fall froh machen. Jeden Tag, nicht nur an Weihnachten!