Morgenimpuls von Schwester Katharina

"Dieses göttliche Kind, das wir erwarten, ist anders, als wir denken"

In der Franziskus-Schule in Olpe wurde es kurz vor den Weihnachtsferien sehr voll. Die Schüler feierten einen großen Gottesdienst, der von Licht und Dunkelheit geprägt war. Und es geht um das zarte Licht, um das göttliche Kind und um fröhliche Gesichter.

Bei einer Vigil gibt es Kerzenlicht, Gesang, Gebet und eine meditative Atmosphäre / © New Africa (shutterstock)
Bei einer Vigil gibt es Kerzenlicht, Gesang, Gebet und eine meditative Atmosphäre / © New Africa ( shutterstock )

Immer am letzten Tag vor den Weihnachtsferien feiert die Schulgemeinde unserer Franziskus-Schule einen großen Gottesdienst in unserer Martinus-Kirche. Die Kirche ist dann rappelvoll, und es ist ein aufgeregtes Gesumme und Gelächter, bevor es losgeht. Und dann werden in der Kirche alle Lichter gelöscht, und es dauert ein bisschen, bis sich die vielen hundert Schüler beruhigt haben. Schüler und Lehrer lesen Texte, bei denen es um Angst geht. Im Dunkeln den Weg zu verlieren, zu stolpern, zu fallen, sich nicht mehr zurechtzufinden und vor Angst zu erstarren.

Der Text aus dem Buch Jesaja vom Volk, das im Dunkeln lebt und auf Erlösung wartet, bekommt da eine ganz neue Aktualität, und es ist erstmals in diesem Gottesdienst ganz, ganz still. Und dann kommen in diese Stille hinein von ganz hinten drei Kinder mit einer großen Kerze, und mit diesem Licht zünden sie die Kerzen am Adventskranz an. Die Bläser der Schule beginnen ganz zart mit dem Lied "Wir sagen euch an den lieben Advent", aber Singen ist uncool in der Schule. Und nur die Fünft- und Sechstklässler singen vorsichtig mit. Es bleibt ahnungsvoll leise und manche recken die Hälse, um mitzubekommen, ob da jetzt noch was passiert.

Ein Jugendlicher mit roter Zipfelmütze und Lichtschlauch um den Hals schwärmt von Weihnachtsmärkten und Glühwein, von Shoppingtouren durch die Stadt und Hochstimmung, wenn sich die Freunde treffen und zusammen trinken. Eine andere Jugendliche gibt ihm eine sehr kleine Kerze in die Hand und versucht ihm zu erklären, dass es doch eigentlich um das göttliche Kind geht, um ein ganz kleines, zartes Licht, das behütet und bewahrt werden muss, damit es nicht ausgeht, weil es das Geschenk Gottes an uns ist. "Und wenn du das kapiert hast", sagt sie, "dann kannst du auch fröhlich feiern, Geschenke machen und dich am hell erleuchteten Weihnachtsrummel freuen." Das Geständnis des Jungen, dass ihm das Licht einer Kerze viel besser gefällt, weil die Gesichter damit viel weicher aussehen und er es versuchen wolle, lässt viele schmunzeln, weil es ein bisschen konstruiert daherkommt. Aber es kommt an! Dieses göttliche Kind, das wir erwarten, ist anders, als wir denken, uns vorstellen und erahnen können. Und trotzdem kommt es.


Quelle:
DR