Heute ist der Veilchendienstag. So sagt man jedenfalls in karnevalsverrückten Gegenden. Und wieso Veilchendienstag? Veilchen stehen für Bescheidenheit, Anstand, Hoffnung, Treue, Liebe. Am Veilchendienstag kommt man nach langem, ausgiebigen und ausgelassenem Feiern wieder zur Besinnung. Mancher ist vielleicht auch froh, dass er mit einem blauen Auge davongekommen ist. Oder jetzt bescheiden sein muss, weil an den Feiertagen sein ganzes Erspartes drauf gegangen ist.
Selten ist uns aber, wie in diesen Tagen des Straßenkarneval so deutlich geworden, wie eng Freude und Abgrund, tiefes Leid, Mut und schäbiger Hass, Frohsinn und Hetze nebeneinander existieren. Seit an Weiberfastnacht nicht das fröhliche Treiben auf den Straßen, sondern der Anschlag eines rechtsextrem tickenden Irren in Hanau die Schlagzeilen, die Gedanken, die Reden, die Gebete und Gespräche beherrschen. Seitdem ist wieder alles anders. Und die Frage ist wie nach jedem Anschlag: Was können wir tun? Ich denke, die meisten von uns wissen ziemlich genau, was zu tun ist. Die Wahrheit sagen und keine Fakes in die Welt setzen. Hass und Hetze beim Namen nennen und couragiert dagegen angehen. In Stammtischgespräche nicht nicken und klein beigeben, sondern klar und deutlich nein sagen, wenn gegen Menschen, Politik und Religion gehetzt wird. Nicht so tun, als habe man nichts gehört und gesehen und ginge das selber alles nichts an.
Wir können uns nicht raushalten, wenn Menschen Gottes gute Schöpfung und seine Geschöpfe töten. Sorry, das klingt jetzt sehr politisch für ein Morgengebet und gar nicht fromm. Ist es aber gerade deshalb doch. Gott will, dass wir unseren Verstand, unsere Gaben und Fähigkeiten einsetzen, besonders gegen Menschenverachtendes. Weil das nämlich Gottverachtendes ist.