Moskaus Patriarch suspendiert Priester nach Nawalny-Gedenken

Ausschluss von Priesteramt

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat einen Priester bestraft, der einen Gedenkgottesdienst für den im Februar gestorbenen Kremlkritiker Alexej Nawalny gefeiert hat. Er ist drei Jahre vom priesterlichen Dienst ausgeschlossen.

Das Grab des verstorbenen russischen Oppositionsführers auf dem Borisowskoje-Friedhof in Moskau / © Vitaly Smolnikov (dpa)
Das Grab des verstorbenen russischen Oppositionsführers auf dem Borisowskoje-Friedhof in Moskau / © Vitaly Smolnikov ( dpa )

Der Geistliche Dmitri Safronow (40) wurde als Vorsteher einer Moskauer Pfarrei abgesetzt und für drei Jahre vom priesterlichen Dienst ausgeschlossen, wie Russlands Hauptstadt-Diözese am Dienstag mitteilte. Einen Grund nannte sie nicht.

Dreijährige Bußzeit

Safronow muss demnach nun drei Jahre lang als Psalmleser in einer anderen Moskauer Kirchengemeinde arbeiten und die Aufgaben erfüllen, die ihm der dortige Pfarrer zuweist. Nach Ablauf der Bußzeit solle über die Möglichkeit eines weiteren priesterlichen Dienstes entschieden werden, heißt es in Kyrills Dekret. Dabei würden die Rückmeldungen aus der Pfarrei berücksichtigt, der er zugeteilt wurde. Ihm ist demnach untersagt, den Segen zu erteilen sowie die Soutane und das Priesterkreuz zu tragen.

Safronow sprach Trauergebe an Nawalnys Grab

Schild mit aufgedrucktem Gesicht von Alexej Nawalny / © Thomas Banneyer (dpa)
Schild mit aufgedrucktem Gesicht von Alexej Nawalny / © Thomas Banneyer ( dpa )

Der Geistliche hatte im März, 40 Tage nach dem Tod Nawalnys, an dessen Grab eine Gedenkfeier abgehalten, die die orthodoxe Kirche an diesem Tag vorsieht. Ein Video davon fand im Internet große Beachtung. Die Initiative "Christen gegen Krieg" erklärte, Safronow sei vom Moskauer Patriarchen suspendiert worden, weil er ein Trauergebet am Grab "des zu Tode gefolterten russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny" gesprochen habe.

Kein Einzelfall

Das Moskauer Patriarchat hat bereits mehreren Geistlichen die Priesterwürde entzogen, die sich gegen die russische Annexion von ukrainischen Gebieten und den Angriffskrieg gegen das Nachbarland gewandt hatten. Kyrill I. ist ein wichtiger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Nawalny war nach russischen Behördenangaben am 16. Februar im Alter von 47 Jahren in einem nordsibirischen Straflager eines natürlichen Todes gestorben. Er saß seit 2021 in Haft. Mehrere Gerichte hatten ihn in fragwürdigen Prozessen unter anderem wegen Extremismus verurteilt.

Hintergrund: Patriarch Kyrill I. rechtfertigt Krieg gegen die Ukraine

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat den Angriffskrieg gegen die Ukraine mehrfach verteidigt. Er rechtfertigte ihn etwa als "metaphysischen Kampf" im Namen "des Rechts, sich auf der Seite des Lichts zu positionieren, auf Seiten der Wahrheit Gottes, auf Seiten dessen, was uns das Licht Christi, sein Wort, sein Evangelium offenbaren".

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )
Quelle:
KNA