Mozarts „Don Giovanni“ in der Oper Köln

Die Eiseskälte des Don Giovanni

Der skrupellose Frauenverführer Don Giovanni wird in der Inszenierung von Emmanuelle Bastet als eiskalter Egozentriker vorgeführt.

Don Giovanni verführt Donna Anna / © © Bernd Uhlig
Don Giovanni verführt Donna Anna / © © Bernd Uhlig

Don Giovanni ist ein liebesbesessener Egomane erster Güte. Skrupellos verführt er alle Frauen – egal ob jung oder alt, reich oder arm. Er kann einfach nicht ohne Frauenverbrauch sein. Erst schwört er ihnen die große Liebe und dann verlässt er sie ohne Skrupel. Der französische Starsänger Jean-Sébastian Bou spielt Don Giovanni als eleganten, modernen  Manager im Designerlook. Seinem erotischen Treiben setzt die junge Regisseurin Emmanuelle Bastet eine eiskalte Bühnenlandschaft entgegen – es ist Winter, es schneit und die junge, moderne Hochzeitsgesellschaft von Masetto und Zerlina vertreibt sich die Zeit mit Schneeballschlachten. Überall stehen mobile hohe Gitterwände aus Stahl – nur ein dunkler Schreibtisch in der Mitte ist aus Holz. Die Gefühlkälte des gierigen Lüstlings Don Giovanni lässt die Welt erfrieren. Wie ein Vampir hängt er an den Gitterwänden, klettert umher und blickt feixend hinab auf das Leid der Frauen und gehörnten Männer.

Doch Don Giovanni verliert in seinem Größenwahn alles Maß. Sein erster Fehler: er ermordet den Vater eines seiner Opfer und stürzt dessen Tochter Donna Anna in tiefe Verzweiflung. Und er unterschätzt die Rache seiner abgelegten Geliebten Donna Elvira. Sie liebt und hasst ihn gleichzeitig und versucht alles, andere Frauen vor diesem Mann zu warnen. Da kann ihm auch sein munterer Diener Leporello nicht mehr helfen. Tareq Nazmiin singt und spielt sich als Leporello in die Herzen des Publikums. Am Ende wird es richtig gruselig:  Der ermordete Vater fordert als Stimme im Off auf dem Friedhoff Don Giovanni auf, zu bereuen. Doch der selbstgerechte Lüstling brüllt ihm ein zorniges Nein entgegen. In der minimalistischen Inszenierung von Bastet öffnen sich jedoch keine Höllenschlünde, sondern er stirbt einen unspektakulären Tod. Don Giovanni ist kein Held, sondern ein ganz gewöhnlicher Mann, der weder seinen Hochmut noch seine Triebe zügeln kann.

Großartige Sänger haben die Premiere der Mozartoper in Köln zu einem Klangerlebnis gemacht. Emmanuelle Bastets kühle, auf wenige Details reduzierte Inszenierung stehen sehr emotionalen Szenen gegenüber. Der einsame Schreibtisch zwischen den mobilen Stahlgittern könnte als Anspielung auf den Librettisten der Oper, Lorenzo da Ponte, gedeutet werden, der immer nachts mit einem guten Tröpfchen neben sich und einer hübschen Muse an der Seite den Text für die Oper geschrieben hat.

Generalmusikdirektor Francois–Xavier Roth entlockt seinem Gürzenich-Orchester mit Leidenschaft wunderbare Klangfarben. Die Oper „Don Giovanni“ ist eine gerade für das junge Publikum interessante Oper. Das eher ältere Opernpublikum war allerdings nach der Premiere eher geteilter Meinung.