DOMRADIO.DE: Mal Hand aufs Herz: Haben Sie irgendwann ein Stoßgebet zum Himmel geschickt, damit da noch irgendwas passiert?
Dr. Jochen Reidegeld (Domvikar des Bistums Münster): Nein, das habe ich nicht gemacht. Die Verhältnisse waren doch zu eindeutig.
DOMRADIO.DE: Was ist da schiefgelaufen?
Reidegeld: Das ist die nicht begreifliche Komponente am Fußball, dass sich ein Spiel nicht immer an der Qualität der Einzelspieler entscheidet, sondern auch an der Dynamik, die im Spiel ist. Und die war auf Seiten der Mexikaner viel eindeutiger da. Deshalb war das auch ein verdienter Sieg. Wenn sich in den nächsten Spielen was verändern muss, dann sind das genau dieser Spirit der Mannschaft und diese Bereitschaft, auch noch den Meter mehr zu machen, auf den es manchmal doch ankommt.
DOMRADIO.DE: Als BVB-Fan haben Sie bestimmt einen Spieler genau verfolgt und zwar Marco Reus. Der wurde in der 60. Minute eingewechselt. Wie hat er gespielt?
Reidegeld: Ich finde, er war wirklich einer der Lichtblicke auf dem Feld. Er hat etwas von der Dynamik mit reingebracht, die vorher gefehlt hat. Aber ein Spieler allein kann das Spiel sicherlich nicht drehen.
DOMRADIO.DE: Sie sind ja selber auch mal Trainer gewesen. Hätten Sie die Mannschaft so aufgestellt, wie sie gestern auf dem Platz stand?
Reidegeld: Das ist im Nachhinein immer sehr einfach und gerade weil ich selber Trainer bin, halte ich mich mit solchen Äußerungen zurück. Man muss ja sagen: Trainer Löw kennt die Mannschaft wirklich gut und er hat sicherlich nach seinen Trainings-Eindrücken aufgestellt. Ich maße mir nicht an, zu sagen: Ich bin jetzt Bundestrainer Nummer Zwei und gebe ihm gute Tipps. Ich glaube, er wird einfach seine Konsequenzen daraus ziehen für das nächste Spiel.
DOMRADIO.DE: Was glauben Sie, welche Bedeutung hat dieser Sieg für Mexiko - gleich im ersten Spiel den Weltmeister zu schlagen?
Reidegeld: Das ist schon was. Und ich muss auch ehrlich sagen: Bei aller Begeisterung für die deutsche Nationalmannschaft freut mich das auch für die Mexikaner. Wer die Situation in Mexiko im Moment beobachtet, weiß, unter wie vielen Problemen das Land leidet - die steigende Kriminalität, die Gewalt im Land. Und ich glaube, dass dieser Sieg den Mexikanern sehr, sehr gut tut. Von daher freut mich das auch ein Stück, dass die Mexikaner sich jetzt freuen können.