Münsters scheidender Generalvikar Norbert Kleyboldt wünscht sich mehr Frauen in Leitungspositionen der katholischen Kirche. Lange Zeit hätte weniger Frauen als Männer für Führungsaufgaben zur Verfügung gestanden, "weil sie nicht die entsprechende Qualifikation gehabt haben", sagte er im Interview der Bistumszeitung "Kirche + Leben" am Sonntag in Münster. Das habe sich aber geändert.
Als weiteren Grund für das Fehlen von weiblichen Führungskräften nannte Kleyboldt das traditionelle Familienbild. Frauen strebten oftmals Leitungsämter nicht an, weil ihnen die Kinder wichtiger seien. Das habe ja auch gute Seiten, so der 72-Jährige, der sein Amt nach 17 Jahren zum 1. Juli abgibt. Nachfolger wird der Kirchenhistoriker Norbert Köster (49).
Aufruf zu Bescheidenheit
Positiv hat sich nach Worten Kleyboldts der Umgang mit Geld in der Kirche entwickelt. Es sei im Bistum "nicht mehr möglich, Kirchenvermögen nach Gutsherrenart zu verwalten". Gleichzeitig rief er zur Bescheidenheit in Bezug auf die kirchliche Infrastruktur auf. Die Kirchensteuer sei Segen und Fluch zugleich. Das Geld ermögliche es der Kirche, gestalten zu können. Es könne aber auch dazu führen, "dass Wünsche ins Unermessliche gehen", so der Generalvikar.
Selber in der Verwaltung tätig gewesen
Der am 9. August 1943 in Ahaus geborene Kleyboldt studierte Theologie und Philosophie in Münster und München und empfing am 1. März 1970 in Münster die Priesterweihe. Nach Kaplansjahren in Rheine wurde er 1974 Polizeipfarrer in Münster. Danach ging der Geistliche als Domvikar an den Sankt-Paulus-Dom. 1980 berief ihn der damalige Bischof Reinhard Lettmann zum Leiter der Hauptabteilung Verwaltung im Generalvikariat.
Vier Jahre später wurde er zum Monsignore ernannt und 1989 zum Residierenden Domkapitular in Münster. 1999 machte ihn Lettmann zum Generalvikar, ebenso Bischof Felix Genn bei seinem Amtsantritt 2009. Kleyboldt ist einer der dienstältesten Generalvikare in Deutschland.