Bei einem Massenprozess gegen Islamisten in Ägypten sind am Montag 529 Angeklagte zum Tode verurteilt worden. 16 Angeklagte wurden nach Angaben der Justiz freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft in der oberägyptischen Stadt Minia hatte den Islamisten die Teilnahme an gewalttätigen Protesten und Mord vorgeworfen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Das ägyptische Staatsfernsehen hatte zunächst von 528 Verurteilten gesprochen.
Die Islamisten in der Provinz Minia hatten im Sommer 2013 - wie auch ihre Gesinnungsgenossen anderswo in Ägypten - gegen die Entmachtung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär demonstriert. Nach der blutigen Unterdrückung dieser Proteste in Kairo und Alexandria durch die Sicherheitskräfte mit mehr als 1000 Toten kam es in der oberägyptischen Provinz zu Unruhen mit Todesopfern.
Angriffe auf Regierungsgebäude und Kirchen
Die Staatsanwaltschaft warf den Angeklagten den Mord an einem stellvertretenden Bezirks-Polizeikommandeur, Angriffe auf Regierungsgebäude und Brandschatzung von Kirchen der christlichen Kopten vor.
Das Verfahren in Minia wurde ungewöhnlich zügig durchgezogen. Die Verurteilungen erfolgten am zweiten Verhandlungstag. Die Verteidigung beanstandete, sie habe keine Gelegenheit gehabt, ihre Argumente vorzubringen.
Über eine zweite Gruppe von rund 600 Angeklagten könnte in den kommenden Tagen die Urteile verhängt werden. Doch schon der Richterspruch am Montag kommt einer Rekord-Verurteilung gleich: Nach Angaben der Webseite "deathpenaltyworldwide" sind in Ägypten zwischen 1981 und 2000 insgesamt 709 Menschen zum Tode verurteilt und 248 von ihnen hingerichtet worden.