Victoria schrieb zum Beispiel die Missa Gaudeamus. Der Titel zitiert den damals vorgeschriebenen Eingangsgesang für dieses Fest: „Gaudeamus omnes in Domino”. Die Übersetzung des Textes heißt komplett: Freuen wir uns alle im Herrn, feiern wir den festlichen Tag zu Ehren der Jungfrau Maria. An deren Aufnahme freuen sich mit uns die Engel und loben Gottes Sohn. Dieser Text taucht bei der Messvertonung von Victoria natürlich nicht auf, weil die Worte der Heiligen Messe feststehen und nicht verändert werden dürfen.
Der Zusammenhang zum Text ergibt sich aus einer älteren Motette, die den Eingangsgesang vertont hat und eine Art musikalischer Steinbruch für die Komposition ist. Das war ein gängiges Kompositionsprinzip der damaligen Zeit. Victoria entwickelte im konkreten Fall eine sechsstimmige Messe, die immer wieder Bezug auf die Motette nimmt.
Die Missa Gaudeamus ist eine typische Messe von ihm: leuchtende Farbigkeit, eine weitgefasste Harmonik und die Schönheit des Klangs passen sehr gut zum Marienhochfest.