"Unschuldige Menschen zu töten, zu foltern oder aus ihrer Heimat zu vertreiben, ist mit islamischen Werten nicht vereinbar", heißt es in einer am Freitag in Köln veröffentlichten Erklärung des Verbandes der Islamischen Kulturzentren (VIKZ). Wer dies trotzdem tue, sei ein Verbrecher, "der sich nicht nur an der Menschlichkeit, sondern auch an seiner Religion vergeht".
Der Penzberger Imam Benjamin Idriz sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), so ein Morden wie gegenwärtig habe es in der Geschichte des Islam noch nie gegeben. Er könne nicht nachvollziehen, wie kaltblütig Menschen sein müssten, um etwa US-Journalisten vor laufender Kamera zu enthaupten. Es gebe keine theologische Begründung für solche Gewalttaten. Auch unter den Muslimen in Deutschland spüre er große Empörung und Entsetzen, sagte der gebürtige Mazedonier Idriz. Die große Mehrheit zeige keine Akzeptanz oder Solidarität mit den IS-Truppen. Idriz räumte zugleich ein, dass es in Deutschland auch Menschen gebe, die den "Islamischen Staat" unterstützen.
Kein Generalverdacht
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, warnte unterdessen vor einem Generalverdacht gegen Muslime. "Wir sprechen ständig über den IS und nicht über die mehrheitlich friedlichen Muslime, die hier leben", sagte er am Freitag im WDR-Hörfunk.
Mit Blick auf junge deutsche Muslime, die sich den IS-Kämpfern anschließen, sagte Mazyek, der Hauptgrund für ein Abdriften in den Extremismus seien meist die sozialen und psychologischen Hintergründe. Die jungen Menschen kämen häufig aus zerrütteten und nicht religiösen Elternhäusern und glaubten, Halt in einer Gruppe zu finden, in der es eine klare Dialektik gebe: "Dort die Bösen, wir die Guten." An diesem Punkt müsse die Gesellschaft ansetzen, forderte der Zentralrats-Vorsitzende. "Und da können Muslime einen bestimmten Beitrag leisten, aber sie können es nicht alleine machen."
In Deutschland gilt das Grundgesetz
Nach den Worten von Idriz müssen sich Gesellschaft und Politik stärker mit solchen Menschen auseinandersetzen, um Extremismus und Gewaltbereitschaft zu verhindern. Dazu brauche es staatliche Programme. Es müsse für jeden klar sein, dass in Deutschland das Grundgesetz gelte. Außerdem brauchten junge Menschen eine Perspektive. Die zwei Jugendlichen am Infostand zum Beispiel seien offenbar noch nicht in Deutschland angekommen: Sie hätten perspektivlos gewirkt und sich diskriminiert gefühlt - ein guter Nährboden für extremistische Ideen, erläuterte Idriz.
In einem Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" (Freitagsausgabe) sagte Mazyek, grausame Gewalttaten wie jetzt im Irak habe es bereits im syrischen Bürgerkrieg gegeben. "Schon dort hat der terroristische IS ganze Dörfer ausradiert und bestialische Akte der Gewalt und des Völkermords begangen". Der Westen und auch die arabische Welt hätten "leider weggeschaut". Mazyek rief die Muslime auf, "noch lauter" gegen den Terror zu protestieren. Islamverbände in Deutschland wollen am 19. September unter dem Motto "Muslime stehen auf - gegen Hass und Unrecht" in mehreren Städten demonstrieren.