Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe mit Pontifikalamt eröffnet

"Mystik und Politik gehören zusammen"

Mit einem Pontifikalamt in der Klosterkirche Schöntal mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, hat am Montag die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz begonnen.

Kardinal Marx beim Eröffnungsgottesdienst / © Marijan Murat (dpa)
Kardinal Marx beim Eröffnungsgottesdienst / © Marijan Murat ( dpa )

Für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gehören Mystik und Politik zusammen. Christen dürften Aktion und Gebet nicht voneinander trennen, sagte Marx am Montagabend in Schöntal beim Eröffnungsgottesdienst zur Frühjahrsvollversammlung der Deutsche Bischofskonferenz. 64 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz, der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterović, und mehrere Bischöfe aus Brasilien feierten die Eucharistie auf Einladung des Bischofs von Rottenburg-Stuttgart, Bischof Dr. Gebhard Fürst.

Marx ermutigte in seiner Predigt dazu, auf die Kraft des Gebets auch in turbulenten Situationen zu vertrauen. "Barmherzigkeit ist zunächst eine Erfahrung des Gebets. Dabei denken wir an die konkreten Taten der Barmherzigkeit, vor allem an das caritative Engagement so vieler Menschen. Wenn Papst Franziskus sagt, der Name Gottes sei Barmherzigkeit, dann geht es in besonderer Weise darum, einen neuen Blick für Gott und eine neue Begegnung mit ihm zu gewinnen." Das Zentrale der christlichen Botschaft sei, dass Gott den Menschen anschaue.

Aufruf zum "inneren Gebet"

Kardinal Marx rief zu einer neuen Entdeckung des "inneren Gebets" auf, das vor allem die Mystikerin Theresa von Avila vermittelt habe. "Evangelisierung beginnt mit dem Gebet. Im Gebet geschieht die Begegnung mit Christus." Wer beten lerne, der könne die Welt entdecken, so Kardinal Marx. "In den Wunden des Gekreuzigten sehe ich die Wunden der Welt." In einer Welt, die geschunden und gefährdet sei, bekämen die Seligpreisungen und das Wort Jesu, ‚was ihr den Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan‘ eine neue Bedeutung: "Das sind Basistexte der Bibel, auf denen unsere Zivilisation und unsere Kultur aufbauen." Christliche Frömmigkeit müsse sich in der Identifizierung der Armen bewähren, in denen Jesus den Menschen selbst anschaue.

Kardinal Marx ging in seiner Predigt auch auf die aktuelle Flüchtlingskrise ein. "Dieses Drama ist auf unsere Agenda gekommen, wie wir es nicht vermutet hätten. Pfarreien, Ordensgemeinschaften, Verbände und die Bistümer haben erkannt, was zu tun, und dass aus dem Geist Jesu zu handeln ist. Ich danke an dieser Stelle allen in unserer Kirche, die sich für Flüchtlinge einsetzen und so im Sinne Jesu sich selbst mit den Ärmsten identifizieren", sagte Kardinal Marx. Das gelte auch für den immer spürbaren Geist des Gebets und die Begegnung mit Christus: "Das ist unsere gegenwärtige Aufgabe der Kirche ist. Die Welt wird evangelisiert, wenn sie sich der Armen annimmt." In einem so verstandenen christlichen Geist werde die Umarmung des Gekreuzigten mit dem Menschen sichtbar: "Diese Umarmung ist der Pulsschlag im Leben der Kirche, der uns lebendig hält."

Schon am Montagnachmittag hatte Marx einen Ausblick auf die Frühjahrsvollversammlung gegeben und dabei die Flüchtlingsthematik in den Mittelpunkt gestellt. Es brauche eine solidarische Anstrengung, um Fluchtursachen zu vermeiden und den Flüchtenden zu helfen. Die Bischöfe wollten in der Flüchtlingsfrage zu einer positiven Gesellschaftsentwicklung beitragen. "Es gibt keine einfachen Antworten", unterstrich Marx.

Die Tagung findet bis Donnerstag in der ehemaligen Zisterzienserabtei Schöntal im Jagsttal im Norden Baden-Württembergs statt. Gastgeber ist der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst. Die Frühjahrsvollversammlung findet an wechselnden Orten statt, die Herbstvollversammlung immer in Fulda. Dort ist das Grab des heiligen Bonifatius, der als Apostel der Deutschen gilt. (KNA, DBK, domradio.de)


Kardinal Marx beim Eröffnungsgottesdienst / © Marijan Murat (dpa)
Kardinal Marx beim Eröffnungsgottesdienst / © Marijan Murat ( dpa )