Der frühere Chefkommandeur Rodrigo Londoño und weitere Farc-Spitzen erschienen zum Auftakt des Prozesses der im Friedensabkommen vereinbarten Übergangsjustiz. Den einstigen linken Rebellen werden schwere Menschenrechtsverletzungen in dem Jahrzehnte währenden Krieg vorgeworfen.
"Ich stehe der Friedensjustiz zur Verfügung und bin sehr gerührt, dass der Traum, den wir gemeinsam (bei den Verhandlungen) in Havanna erarbeitet haben, nun Wirklichkeit geworden ist", sagte Londoño während der Verhandlung. In einem Kommuniqué entschuldigte sich die inzwischen in eine politische Partei umgewandelte Farc bei ihren Opfern: "Wir entschuldigen uns bei allen Opfern und werden alles nur mögliche tun, damit sie die Wahrheit über die Geschehnisse erfahren."
"Wichtiger Schritt"
Präsident Juan Manuel Santos bezeichnete den Prozessbeginn als "sehr wichtigen Schritt". In Richtung seiner Kritiker, die das Friedensgericht wegen zu geringer Strafmaße kritisieren, sagte Santos: Die Behauptung, dass es sich um einen Frieden mit Straffreiheit handele, sei widerlegt.
Zu Beginn des Prozesses ging es um mehrere Tausend Entführungsfälle in den Jahren 1993 bis 2012, wie der Hörfunksender Caracol auf seiner Internetseite berichtete. Die Staatsanwaltschaft wirft den Ex-Kämpfern vor, Kidnapping als Finanzquelle und politisches Druckmittel benutzt zu haben. Insgesamt waren zum Prozessauftakt 32 ehemalige Guerillaführer geladen, von denen sich die meisten von ihren Anwälten vertreten ließen.
Das Sondergericht für den Frieden (JEP) ist Teil des Friedensvertrages, den Regierung und Farc nach jahrelangen Verhandlungen Ende 2016 unterzeichneten. Außer den Taten der Farc-Guerilleros soll das JEP auch über schwere Verbrechen von Soldaten, Polizisten und Zivilisten richten. Für geständige Täter, die mit der Justiz zusammenarbeiten, sieht die Friedensjustiz erheblichen Strafnachlass vor. Das JEP ist einer der strittigsten Aspekte des Friedensprozesses. Konservative Politiker fordern höhere Strafen für die einstigen Rebellen, plädieren aber zugleich für Straffreiheit bei Tätern in Uniform.