Nach dem Winter geht das Reformationsjubiläum erst richtig los

Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht Wittenberg

Bereits ein Jahr vor dem 500. Jahrestag des Reformationsbeginns haben die Feiern begonnen. Doch erst im Frühjahr 2017 kommt das Veranstaltungs-Karussell in Schwung. Wittenberg bereitet sich auf einen Gäste-Ansturm vor.

Autor/in:
Norbert Zonker
Denkmal von Martin Luther / © Harald Oppitz (KNA)
Denkmal von Martin Luther / © Harald Oppitz ( KNA )

Mit starken ökumenischen Akzenten hat es am Reformationstag begonnen: das Gedenkjahr an den Beginn der Reformation, der mit dem 31. Oktober 1517 verbunden wird, an dem Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen zum Ablass veröffentlichte.

"Kraftvoller Auftakt"

Papst Franziskus traf sich mit der Spitze des Lutherischen Weltbunds im schwedischen Lund, um gemeinsam in einem Versöhnungsgottesdienst den Dank für die inzwischen erreichte Gemeinschaft zu bekunden und in einem Bußakt auch an die gegenseitigen Verfehlungen und Gewalttaten in der Vergangenheit zu erinnern. In Berlin ehrte zur gleichen Zeit die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mit ihrer Martin-Luther-Medaille erstmals einen Katholiken, den ehemaligen Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann. Beim anschließenden Staatsakt sprach Bundespräsident Joachim Gauck.

Nach dem "kraftvollen" Auftakt - so der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm - schaltete die evangelische Kirche erst einmal einen Gang herunter und absolvierte ihre turnusmäßigen Herbstsynoden. Das Jubiläums-Thema wird derweil regional im Rahmen des "Europäischen Stationenwegs" den Winter über im Gespräch gehalten, wobei ein Ausstellungs-LKW 67 "Reformationsstädte" in 19 Ländern Europas besucht.

Der Beginn des Jubiläums- oder Gedenkjahrs - mittlerweile verwenden sowohl Katholiken als auch Protestanten beide Begriffe unverkrampfter als vor einigen Jahren - war im Übrigen geprägt durch zahlreiche Buch-Veröffentlichungen. Allen voran die revidierte Luther-Bibel, von der in kürzester Zeit bereits die Erstauflage von 180.000 Exemplaren vergriffen war, und eine fast unübersehbare Zahl von Publikationen über den Reformator und seine Zeit. Viel Lesestoff bis zum Frühjahr, wenn die Veranstaltungen erst richtig losgehen.

Weitere ökumenische Termine

Bis dahin gibt es auch noch zwei besondere ökumenisch geprägte Termine: Am 9. Februar stellen die EKD und die Deutsche Bischofskonferenz bei einer Tagung in Stuttgart ihre revidierten Bibelübersetzungen zur Diskussion. Am 11. März gibt es in der Hildesheimer Sankt-Michaelis-Kirche den nationalen Versöhnungsgottesdienst, zu dem die Kirchen bereits im September das "gemeinsamen Wort" mit dem Titel "Erinnerung heilen - Jesus Christus bezeugen" vorgelegt haben.

Dann geht es Schlag auf Schlag weiter: Drei große "nationale Sonderausstellungen" im Deutschen Historischen Museum in Berlin sowie auf der Wartburg und in Wittenberg widmen sich der weltweiten Wirkung des Reformators, seinem Bild bei "den Deutschen" sowie dem Menschen Luther. Zahlreiche regionale Ausstellungen vervollständigen das Bild und setzen jeweils auch ortsbezogene Akzente.

Im Zeichen des Reformationsjahrs steht auch der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag vom 24. bis 28. Mai in Berlin und Wittenberg. Der auf den Elbwiesen vor den Toren der Lutherstadt geplante Abschlussgottesdienst dürfte zugleich die größte Einzelveranstaltung des Jahres werden - und der An- und Abtransport der erwarteten 200.000 Teilnehmer eine logistische Herausforderung für Bahn und Busunternehmen.

Einmaliger Feiertag am 31. Oktober 2017

Insgesamt rechnen die Veranstalter im "Reformationssommer" mit einer halben Million Gäste allein in Wittenberg, das im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. In der 50.000 Einwohner zählenden Lutherstadt gibt es unter dem Motto "Tore der Freiheit" eine "Weltausstellung Reformation". Zu den Attraktionen zählt auch das bereits eröffnete Panorama des Künstlers Yadegar Asisi über die Zeit der Reformation.

Für die bereits ausgebuchten "Konfi- und Jugendcamps" haben sich rund 25.000 junge Menschen aus aller Welt angemeldet.

Das Jubiläumsjahr endet am 31. Oktober 2017, der einmalig bundesweit ein Feiertag ist, mit vielen regionalen Veranstaltungen und mit einem zentralen Festakt in Wittenberg. Die Gesamtkosten für die EKD bezifferte Bedford-Strohm auf "unter 30 Millionen Euro". Der Bund stellte seit 2011 mehr als 42 Millionen Euro zur Verfügung. Hinzu kommen die von den einzelnen Bundesländern und den Landeskirchen getragenen Ausgaben in Millionenhöhe, über die noch keine Gesamtzahl vorliegt.


Schlossstraße mit Schlosskirche in Wittenberg / © Martin Jehnichen (KNA)
Schlossstraße mit Schlosskirche in Wittenberg / © Martin Jehnichen ( KNA )
Quelle:
KNA