"Wir werden uns zeitnah zusammensetzen und verschiedene Möglichkeiten prüfen", sagte die Direktorin des für die Schlosskirche zuständigen Evangelischen Predigerseminars, Hanna Kasparick, am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Beispielsweise müsse geklärt werden, ob eine Kameraüberwachung sinnvoll und rechtlich möglich ist. "Tür und Vorplatz gehören zum öffentlichen Raum, da geht das nicht so einfach", sagte Kasparick.
Unbekannte hatten in der Nacht zu Sonntag den Ort, an dem der Reformator Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht haben soll, mit blauer Farbe beschmiert. Teile des Vorplatzes des Kirchenportals wurden unter anderem mit einem blauen Hakenkreuz verunstaltet. Einen derartigen Angriff auf diesen symbolträchtigen Ort habe es bislang so nicht gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei sucht Zeugen, der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.
Nacktauftritt - nur mit Schal und bunten Socken
Bereits Anfang November hatte ein dänischer Performance-Künstler mit einem Nacktauftritt an der mit einem Gitter geschützten Kirchentür für Aufsehen gesorgt. Nur mit Schal und bunten Socken bekleidet klebte er seinen Penis an die Thesentür und rezitierte dabei das Luther-Zitat: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders." Gegen ihn wird wegen des Verdachts exhibitionistischer Handlungen sowie Hausfriedensbruchs ermittelt.
Beide Fälle seien aber nicht vergleichbar, sagte Kasparick. Bei dem Auftritt des Dänen habe es keine Sachbeschädigung gegeben. Immer wieder würden Menschen die Tür auch für ihre eigenen Thesen symbolisch nutzen.
Die Kirchentür ist auch ein beliebtes Fotomotiv bei Touristen. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation vor 500 Jahren, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Die Original-Thesentür, die aus Holz war und bei einem Brand verloren ging, wurde 1858 durch eine Bronze-Tür ersetzt.