Die blutige Eskalation einer Weihnachtsfeier in Aue-Bad Schlema wühlt die Menschen in der Erzgebirgsstadt auf. Vier Tage nach der Attacke auf einen ehrenamtlichen Helfer lud die betroffene Kirchgemeinde St. Nicolai am Samstagabend zu einem Friedensgebet ein. Die Polizei sprach am Abend von rund 500 Teilnehmern.
Auf dem Altmarkt von Aue versammelten sich am Samstagnachmittag nahezu zeitgleich laut Polizei rund 2.200 Menschen zu einer Kundgebung, um gegen angebliche "Überfremdung und deren Auswirkung" zu demonstrieren. Aufgerufen hatte dazu unter anderem die örtliche NPD. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit rund 220 Einsatzkräften vor Ort. Unter anderem waren Plakate der rechten Vereinigung "Pro Chemnitz" und der rechtsextremen Partei "Der Dritte Weg" zu sehen.
Schwerverletzter auf dem Weg der Besserung
Anlass für die Kundgebung und das Friedensgebet war eine Gewalttat bei einer Weihnachtsfeier für Bedürftige und Einsame im Pfarrhaus der Kirchgemeinde St. Nicolai im erzgebirgischen Aue. Dabei wurde ein 51-jähriger Helfer der Kirchgemeinde, der einen Streit zwischen Migranten schlichten wollte, durch einen Messerstich schwer verletzt.
Ein 53-jähriger Syrer sitzt als Tatverdächtiger in Untersuchungshaft. Gegen weitere wird ermittelt. Nach einer Notoperation in der Nacht zu Mittwoch befindet sich der 51-Jährige laut Kirchgemeinde wieder auf dem Weg der Besserung. Zwei weitere Menschen wurden leicht verletzt.
Gemeinde St. Nicolai: Zahllose gute Erfahrungen mit Migranten
Auf ihrer Homepage warnte die evangelisch-lutherische Gemeinde St. Nicolai vor einer Instrumentalisierung der Tat. "Wir verwahren uns dagegen, diese Straftat zum Anlass zu nehmen, alle Fremden als potenzielle Gewalttäter zu betrachten", heißt es in der Erklärung: Der schrecklichen Tat stünden zahllose gute Erfahrungen mit Migranten entgegen.
Oberlandeskirchenrat Burkart Pilz erklärte als Gebietsdezernent der Landeskirche: "Gewalt gegenüber Menschen, die helfen wollen, ist besonders erschütternd." Er hoffe, dass Polizei und Gerichte Täter und Hergang schnell ermitteln. Gewalt lasse sich aber nicht mit Gewalt, Herabsetzung oder billigen Parolen überwinden. Kirchgemeinden würden auch künftig den Frieden suchen, aufhelfen, ermutigen, trösten und helfen. "Auch und gerade gegenüber Migranten", betonte Pilz.