Nach einer langen Phase politischer Instabilität mit zahlreichen Toten und Vertriebenen finden diesen Sonntag im westafrikanischen Staat Kamerun Parlaments- und Kommunalwahlen statt. In der früheren deutschen Kolonie bewerben sich rund 30 Parteien um die 180 Sitze in der neuen Nationalversammlung, deren Neubesetzung wegen der Unruhe im Lande um 18 Monate verschoben worden war.
Bei dem Konflikt drängen separatistische Gruppierungen auf die Unabhängigkeit des englischsprachigen Nordwestens; sie riefen zum Wahlboykott auf. Die Regierung entsandte 700 Gendarmen in die Region.
Nach dem Ersten Weltkrieg war das Land an der Nahtstelle zwischen West- und Zentralafrika zwischen Großbritannien und Frankreich aufgeteilt worden, was Kamerun nach seiner Unabhängigkeit offiziell zu einem zweisprachigen Vielvölkerstaat machte. Die Spaltung machte eine nationale Einheit des Landes schwierig. Die englischsprachige Minderheit fühlt sich von der frankophonen Mehrheit ausgegrenzt, 2016 eskalierte der Konflikt. Das Wahlergebnis wird in zwei Wochen erwartet. (dpa / 08.02.20)