Nach den antisemitischen Anfeindungen gegen den Kölner Rabbiner Yechiel Brukner planen Juden und Katholiken ein Projekt zur Stärkung von Zivilcourage. "Wir wollen die Gesellschaft sensibilisieren, immunisieren und trainieren", sagte Brukner am Rande der 31. Generalversammlung der Konferenz Europäischer Rabbiner in Antwerpen. Bisher seien Vertreter von Judentum und Christentum aus dem Raum Köln beteiligt. "Wir sind offen für Ideen", erklärte Brukner. Noch stünden die Initiatoren ganz am Anfang.
Die jüngsten Schmähungen gegen ihn in öffentlichen Verkehrsmitteln, die für Schlagzeilen gesorgt hatten, seien der "Katalysator" für das geplante Projekt gewesen, sagte der Rabbiner der Synagogen-Gemeinde in Köln. Bei den Vorfällen hätten Menschen weggeschaut und sich nicht eingemischt. "Der Gesellschaft fehlt es an Zivilcourage. Wir müssen alle üben, dies zu tun", begründete Brukner die Idee für das neue Projekt. Es sei wichtig, öffentlich darauf hinzuweisen, etwa mit Hilfe einer Kampagne. Zudem müsse in der Erziehung in den Schulen zu Zivilcourage ermuntert werden.
"Antisemitismus lässt sich nicht ausmerzen", sagte Brukner – auch wenn es "nichts Absurderes" gebe als Ressentiments und Aggressionen gegen Juden nach dem Holocaust in Deutschland. Brukner ist seit September 2018 Rabbiner der orthodoxen Synagogen-Gemeinde und hatte davor in Israel gelebt. Seit den Vorfällen habe er ein Dienstauto und sei glücklich damit, fügte er hinzu. "Ich trage auch meine Kippa. Ich bin nicht bereit, darauf zu verzichten." Er sei wachsam, weil es unberechenbare Menschen gebe. "Ich bin in einer Umgebung, in der ich nicht immer weiß, was mich erwartet." (KNA)