Nachrichtenarchiv 01.01.2004 00:00

Kabale und Liebe

 (DR)

Ferdinand liebt Luise. Luise liebt Ferdinand. Doch ihre Väter sind dagegen. Luises Vater, der Stadtmusikus Miller, fürchtet das Gerede der Leute – schließlich ist Ferdinand von Walter ein Adeliger und seine Luise „nur“ ein Bürgermädchen; Ferdinands Vater, der Präsident, bangt um seine machtpolitische Stellung. Um seinen Einfluss bei Hof zu sichern, plant er die Heirat seines Sohnes mit Lady Milford, der Mätresse des Herzogs. Doch Ferdinands Leidenschaft lässt sich nicht instrumentalisieren.

Also initiieren der Präsident und sein Sekretär Wurm eine heimtückische Intrige: Sie erpressen von Luise einen falschen Liebesbrief, um ihn Ferdinand in die Hände zu spielen. Ferdinand rast vor Eifersucht. Luise, durch einen Eid zum Schweigen gezwungen, kann seine Vorwürfe nicht entkräften. Ein tödlicher Konflikt.

Der Überlieferung nach entwarf der dreiundzwanzigjährige Schiller das Stück 1782, während des Arrestes, zu dem ihn Carl Eugen, der württembergische Herzog, wegen des unerlaubten Besuches einer Aufführung der „Räuber“ in Mannheim verurteilt hatte.
Gespeist aus den eigenen Erfahrungen kleinstaatlicher Willkürherrschaft gelang Schiller mit seinem Trauerspiel eine stürmische Anklage gegen das korrupte Feudalsystem des 18. Jahrhunderts, die weit über die eigene Zeit hinauswirkte.