Nachrichtenarchiv 01.01.2004 00:00

Die Wüste

 (DR)

Tankred Dorsts neues Stück „ Die Wüste“ nimmt das Leben des Dandy und späteren Eremiten Charles de Foucauld zum Anlass einer Geschichte, die auf die Frage hinausläuft, an welchem Punkt wird das eigene Leben wirklich wesentlich?
De Foucauld, ein reicher junger Mann aus französischem Adel, verschlägt es als Kolonialoffizier nach Nordafrika. Dort strapaziert sein extravagantes Leben solange die Geduld seiner Vorgesetzten bis er unehrenhaft entlassen wird. Er bricht mit allen Konventionen und beginnt ein einzigartiges Wanderleben in das unerforschte Land der Wüste. Immer extremeren Situationen setzt Foucauld sich aus, provoziert seinen Tod, fasziniert von der Frage, ob es ein radikal anderes Leben gebe. Abgeschieden lebend als Eremit und Mystiker in einer Wüstenklause stirbt er schließlich, ermordet von Einheimischen.

Diese Lebensgeschichte kontrastiert Dorst mit Stimmen zeitgenössischer Figuren, denen die Wüste als Projektionsfläche ihrer ungelebten Sehnsüchte dient und als radikales Experimentierfeld für einen Ausbruch aus einem sinnentleerten Leben.


In diesem äußerst vielschichtigen und fremdartigen Stück, in dem die Vögel weissagen und die Wüste sprechen kann, beschreibt Dorst die Hoffnung, wie in einer vollkommen vernunftbesessenen Welt ein Mensch die Wirklichkeit solange provoziert, bis diese ein Wunder freigibt.