Die sich ihren Sonntag für uns um die Ohren schlagen. In einem Wahllokal.
Welches in unserem Fall der Klassenraum ist, in dem der Große sein erstes Schuljahr verbracht hat. Hier habe ich bei einer langen Lesenacht mit Übernachtung in der Schule auf den Tischen geschlafen. Auf dem Boden war vor lauter Luftmatratzen, Kuscheltieren und I-Dötzchen kein Platz mehr.
Als wir letzten Sonntag alle zusammen wählen gehen, werden 1000 Erinnerungen wach. Ich bin gespannt auf das Klassenzimmer. In dem eine aufgeräumte Stimmung herrscht. Die Wahlhelfer sind zuversichtlich: dass die Wahlbeteiligung höher sein wird, zeichnet sich auch um halb elf morgens schon ab.
Mein Mann nimmt den 96cm langen Wahlzettel, sagt: „Oh weh, da brauch ich erst einen Kaffee!“ „Den hätte ich auch gerne“, seufzt ein Wahlhelfer.
Und in der Tat – die Wahlhelfer haben von der Stadt nur Cola und Wasser hingestellt bekommen. „Warum das so ist, wissen wir auch nicht“, sagen sie achselzuckend.“ „Sonst gab es immer auch Kaffee.“
„Wissen Sie was, ich koch Ihnen einen“, schlage ich spontan vor. „Ehrlich? Da würden wir uns aber freuen“, sagen die anderen Wahlhelfer im Chor. Einer fragt: soll ich Ihnen Geld geben?
„Natürlich nicht“, sage ich entrüstet. Denn, ganz ehrlich – ich bin total froh, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, mich für dieses Ehrenamt zu fragen. Das hier ist keine Sache, bei der man „Danke, nein“ sagen könnte, das hier ist eine Bürgerpflicht.
So sage ich aus voller Überzeugung: „Sie machen hier ein Ehrenamt. Ohne Sie könnte ich nicht wählen. Es ist mir eine Ehre, Ihnen eine kleine Freude zu machen.“
Zu Hause richten wir einen Korb mit Kaffee, Schokolade und dem Rest Erdbeeren vom Frühstück. Schnell radele ich zurück. Die kleine Geste lässt die Augen kurz aufleuchten.
Es ist so leicht, anderen eine kleine Freude zu machen. Warum mache ich das nur so selten?