Kolping-Generalpräses Dillenburg zieht positive Bilanz

"Natürlich bleibe ich Kolpingbruder!"

Der Generalpräses des internationalen Kolpingwerks Msgr. Ottmar Dillenburg zieht eine positive Bilanz seiner Amtszeit. Dillenburg stand seit 2011 an der Spitze des katholischen Sozialverbandes. Jetzt endet seine Amtszeit turnusgemäß.

Msgr. Ottmar Dillenburg / © Barbara Bechtloff (Kolping International)

DOMRADIO.DE: Sie waren seit 2011 Generalpräses des Internationalen Kolpingwerkes – wie schwer fällt Ihnen der Abschied?

Msgr. Ottmar Dillenburg (Scheidender Generalpräses Kolping International): Es gab viele schöne Momente, vor allem die Begegnungen mit den Menschen vor Ort. Ich habe in den vergangenen zehn Jahren mehr gelernt, als in meinen 60 Lebensjahren insgesamt, vor allem im Hinblick auf die kulturelle und spirituelle Vielfalt. Die Begegnung mit den Menschen rund um den Globus hat mich sehr bereichert.

Darum fällt mir der Abschied von Kolping natürlich schwer, auch weil ich vorher bereits Bundespräses und davor für die Kolpingjugend und den Diözesanverband Trier verantwortlich war. Das ist schon ein Abschiedsmoment. Aber Gott sei Dank mit dem frohen Blick in die Zukunft, weil in Trier schöne neue Aufgaben auf mich warten. Und natürlich bleibe ich Kolpingbruder.

DOMRADIO.DE:  Wie sieht die Bilanz Ihrer zehnjährigen Amtszeit aus?

Dillenburg: Wir sind sehr stolz darauf, dass es uns gelungen ist, die entwicklungspolitische Zusammenarbeit in den einzelnen Ländern zu professionalisieren und dadurch unsere Arbeit vor Ort zu verbessern. Und ich freue mich, dass sich der Verband vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika positiv weiterentwickelt hat. In Deutschland und Europa leiden wir aufgrund des demografischen Wandels und der schwierigen Situation unserer Kirche unter sinkenden Mitgliederzahlen. Das ist in den anderen Kontinenten anders, da schließen sich uns immer mehr Menschen an, auch wie sie dadurch die Möglichkeit der Ausbildung, eines Kleinkredites oder Schulbildung bekommen: In Asien, Afrika und Lateinamerika wächst das Kolpingwerk und darüber bin ich sehr froh.

DOMRADIO.DE: Sie gehen zurück in Ihre Heimatdiözese Trier – was werden Sie da machen?

Dillenburg: Ich werde dort im Generalvikariat für das Personal und die Seelsorge verantwortlich sein. Das ist eine ganz andere Aufgabe, aber ich freue mich darauf. Ich werde in meine Heimat zurückzukehren und mit Menschen aus dem Bistum zusammenzuarbeiten, die ich zum Teil seit Jahrzehnten kenne und mit denen ich befreundet bin.

DOMRADIO.DE: Sie waren vor 30 Jahren dabei, als am 27. Oktober 1991 Papst Johannes Paul II. Adolph Kolping auf dem Petersplatz seligsprach. Welche Erinnerungen haben Sie an den Tag?

Dillenburg: Das war ein unglaubliches Erlebnis! Ich war damals noch Kaplan im Bistum Trier und durfte dabei sein: Aus Zufall, weil der Pfarrer und Präses unserer Kolpingfamilie in Trier verhindert war und mich als Vertreter geschickt hatte.

Besonders beeindruckend war für mich, als dieses Bild von Adolph Kolping an der Loggia des Petersdomes feierlich enthüllt wurde, unter dem Jubel zigtausender Kolpingbrüder und -schwestern, begleitet von Fanfaren und auf dem Petersplatz hunderte von orange-schwarzen Kolping-Fahnen. Das war eines der emotionalsten Erlebnisse in meinem Leben. Ich bekomme noch heute Gänsehaut, wenn ich davon erzähle. 

DOMRADIO.DE: Sie wurden dann genau 20 Jahre später, am 27.10.2011, zum Generalpräses des Internationalen Kolpingwerkes gewählt und waren damit der Nachfolger Adolph Kolpings. Was bedeutet das für Sie?

Dillenburg: Das ist wie eine Geschichte, die fortgeschrieben wird: Adolph Kolping wurde schon zu Lebzeiten verehrt und als er starb, kamen immer mehr Gesellen zu seinem Grab hier bei uns in die Kölner Minoritenkirche, um zu ihm zu beten. Es war schnell klar: Die Menschen wollten diesem Mann und seinen Ideen folgen. Und das wurde dann am 27.10.1991 durch Papst Johannes Paul II. mit der Seligsprechung auch offiziell anerkannt. Und jetzt hoffen wir natürlich auf die Heiligsprechung.

DOMRADIO.DE: Was ist denn bei der Heiligsprechung der Stand der Dinge?

Dillenburg: Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, was noch fehlt, ist ein drittes medizinisches Wunder, das haben wir noch nicht, aber wir beten und suchen in der ganzen Welt! Alternativ könnte auch der Erzbischof von Köln als Protektor des Internationalen Kolpingwerkes bei Papst Franziskus um die Dispens eines solchen Wunders bitten; also um einen Verzicht auf ein Wunder. Das würde ich mir persönlich wünschen, denn dann könnte der Prozess in Rom weitergehen. Darum hat das Kolpingwerk Deutschland auch eine Unterschriftenaktion unter dem Titel "Kolping ist mir heilig!" gestartet, um zu zeigen, wie viele Menschen dahinterstehen.

DOMRADIO.DE: Warum ist dem Kolpingwerk die Heiligsprechung so wichtig?

Dillenburg: Die Seligsprechung vor 30 Jahren hat dem Kolpingwerk einen enormen Schub gegeben, vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika, wo die Menschen mit so etwas noch viel emotionaler umgehen. Und unsere internationale Arbeit wurde sichtbarer, vor allem bei den Bischöfen wurden wir danach anders wahrgenommen: nicht nur als "irgendeine" Gruppe, sondern als eine, die von einem Seligen geründet wurde. Und so einen Schub würde ich mir von der Heiligsprechung erneut erwarten, so ein spirituelles Highlight würde uns sehr helfen.

DOMRADIO.DE: Adolph Kolping lebte im 19. Jahrhundert – was an seinen Botschaften ist für Sie heute noch aktuell?

Dillenburg: Er ist für mich ein visionäres Vorbild. Ich finde es beeindruckend, dass so ein „kleiner“ Priester im 19. Jahrhundert so epochale Ideen hatte, die auch im 21. Jahrhundert noch gültig sind. Er hat das Soziale in das Denken und Wirken der Kirche hineingebracht, das war zu seiner Zeit absolut ungewöhnlich. Und das ist natürlich heute noch genauso aktuell: Dass Kirche den Menschen in den Mittelpunkt stellt, mit allen seinen Sorgen und Nöten, egal wie die aussehen. Kolping hat die Armen in den Mittelpunkt gestellt und das muss aus meiner Sicht auch heute eine der zentralen Säulen von Kirche sein. Im Kolpingwerk machen wir das und ich wünsche mir, dass die Kirche das auch immer deutlicher tut.


Quelle:
DR