Neudeck: Junge Flüchtlinge brauchen keinen Familiennachzug

Ohne Clan

Der Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur, Rupert Neudeck, hält eine Begrenzung des Familiennachzugs bei minderjährigen Flüchtlingen für akzeptabel. Den Koalitionsstreit über das Thema nannte Neudeck "völlig überflüssig".

Rupert Neudeck (dpa)
Rupert Neudeck / ( dpa )

Die Jugendlichen könnten "natürlich ohne ihre Familie in Deutschland aufwachsen", sagte er am Dienstag MDR INFO. Sie erhielten eine gute Ausbildung, lernten einen Beruf und könnten dann sehen, wie sie ihre Zukunft gestalten. "Es ist nicht die unbedingte Voraussetzung, dass der Familienclan aus Kabul oder Kandahar dann hierher nachkommt", so der Flüchtlingshelfer.

Alle seien sich bewusst, dass Flüchtlingszahlen begrenzt werden müssten. Dazu gebe es jedoch nur ganz wenige Möglichkeiten. "Eine davon ist die Begrenzung des Familiennachzugs für unbegleitete Minderjährige." Wenn die Politik das nicht tue, müsse sie dem Volk sagen, dass die Flüchtlingszahlen in den nächsten Monaten nicht zurückgehen würden.

Die Schlepperbanden wüssten sehr genau von den Diskussionen in Deutschland. Sie sammelten unbegleitete Kinder von 12 bis 18 Jahren "und schaffen damit ein neues großes Kontingent, das zu uns kommt".

Es sei eine Realität, dass Familien Kinder losschickten in der Hoffnung, später nachkommen zu können. So sei es auch vor 36 Jahren in Vietnam gewesen.

Neudeck hatte 1979 mit Unterstützung des Schriftstellers Heinrich Böll das deutsche Komitee "Ein Schiff für Vietnam" gegründet, aus dem 1982 das Komitee Cap Anamur/Deutsche Notärzte hervorging. Zwischen 1979 und 1982 rettete die Organisation mit dem Frachter "Cap Anamur" vor der Küste Vietnams mehr als 11.000 Menschen, die sich in Booten auf die Flucht gemacht hatten.


Quelle:
KNA