Neue Debatte über Ängste in der Bevölkerung vor dem demografischen Wandel

Sorge vor dem Alter berechtigt?

In einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung heißt es, dass mehr als die Hälfte der Deutschen Sorgen wegen des demografischen Wandels haben. Wissenschaftler und Politiker reagieren unterschiedlich auf die Erkenntnis.

Altersarmut bedroht viele Senioren / © Oliver Berg (dpa)
Altersarmut bedroht viele Senioren / © Oliver Berg ( dpa )

Die Linke kritisierte ein "Aushöhlen der gesetzlichen Rente" und einen zu niedrigen Mindestlohn. Dadurch sei Altersarmut programmiert, sagte Parteichef Bernd Riexinger der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag). "Die Menschen lassen sich von der Regierung nicht für dumm verkaufen."

Laut einer aktuellen Untersuchung der Bertelsmann Stiftung fürchtet eine Mehrheit der Deutschen den demografischen Wandel. 65 Prozent der Befragten gaben an, mit der älter werdenden Bevölkerung vor allem Risiken zu verbinden. "Altersarmut, erhöhte Lebensarbeitszeiten und steigende Rentenbeiträge stehen bei den Deutschen ganz oben auf der Sorgenliste", hieß es.

Sozialverband: Forderung nach mehr Hartz IV

Der Sozialverband VdK nannte die Ergebnisse der Umfrage alarmierend. "Die Untersuchung ist ein Indiz dafür, dass die Mehrheit der Bevölkerung das Vertrauen in die Verlässlichkeit der gesetzlichen Rentenversicherung verloren hat. Hier muss die Politik gegensteuern", sagte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Sie forderte, dass die Hartz-IV-Regelsätze verbessert und genauer auf die Empfänger zugeschnitten werden müssten. Nachbesserungen forderte Mascher auch bei der geplanten Grundrente.

Der rentenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Markus Kurth, erklärte, dass viele Menschen "allen Grund" hätten, sich vor Armut im Alter zu ängstigen. Von 2025 an drohe das Rentenniveau zu sinken. Niedrige Löhne, Arbeitslosigkeit und Krankheit führten bei immer mehr Menschen zu einer geringen Rente. Aber der Gesetzgeber habe "das Heft des Handelns in der Hand".

Raffelhüschen: Altersarmut kein drängendes Problem

Dagegen erklärte der Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Universität Freiburg, Bernd Raffelhüschen, Altersarmut sei kein drängendes demografisches Problem. Die Angst davor sei "völlig unberechtigt", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Alte Menschen seien in allen Bevölkerungskreisen am wenigsten von Armut betroffen, und das werde auch so bleiben. Anlass zur Sorge könne indes sein, dass viele Menschen im Alter ihren Lebensstandard nicht mehr halten könnten. "Dieses Problem wird mit Sicherheit weite Bevölkerungskreise treffen", sagte der Sozialexperte.


Quelle:
KNA