Immer mehr katholische Gläubige in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat daher am Mittwoch neue Leitlinien für die Seelsorge in anderen Sprachen und Riten veröffentlicht. Anlässlich der Veröffentlichung fordert der Vorsitzende der DBK, Bischof Georg Bätzing, einen Perspektivwechsel: "Die oft sehr aktiven und vitalen Gemeinden anderer Sprachen und Riten dürfen nicht wie eigene Sonderwelten verstanden werden, als ob sie mit dem Leben der Ortskirche nichts zu tun hätten."
Das gelte sowohl für das Selbstverständnis dieser Gemeinden als auch für deren Wahrnehmung von Seiten der Bistümer und Pfarreien. "Ebenso wenig darf von Gläubigen anderer Sprachen und Riten erwartet werden, dass sie sich als Dazugekommene einfach in bereits bestehende ortskirchliche Strukturen einfügen", so Bätzing weiter. Alle Gläubigen seien "im Sinne einer partizipativen und synodalen Kirche eingeladen, sich mit ihrem jeweiligen Hintergrund, mit dem, was ihnen wichtig und wertvoll ist, mit ihrer Spiritualität und ihrer kirchlich-kulturellen Prägung einzubringen, Verantwortung zu übernehmen und so gemeinsam der Kirche vor Ort ein Gesicht zu geben".
Zahl der katholischen Gläubigen mit Migrationshintergrund wächst
Die in einem dreijährigen Prozess erarbeiteten Leitlinien zielen auf eine Weiterentwicklung der Seelsorge auf fünf Aspekte ab. Es werde angestrebt, das Bewusstsein für die Universalität der Kirche zu stärken, Eigenräume wie auch interkulturelle Begegnungsräume zu ermöglichen und interkulturelle Kompetenzen zu fördern. Ziel sei die gleichberechtigte Teilhabe von Gläubigen jedweder Herkunft.
Nach Angaben der DBK leben in Deutschland rund 3,4 Millionen katholische Gläubige mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Katholikinnen und Katholiken sei in der Zeit von 2015 bis 2024 von 13,4 auf 16,7 Prozent gestiegen. In einigen Bistümern und Regionen habe fast die Hälfte der Gläubigen einen Migrationshintergrund. Insgesamt gibt es in den deutschen Bistümern den Angaben zufolge rund 500 Gemeinden anderer Sprachen und Riten, die meisten davon seien polnisch-, italienisch-, kroatisch-, spanisch- und portugiesisch-sprachig.
Neben den Gläubigen anderer Muttersprache, die zur Westkirche gehören, bestünden in Deutschland Gemeinden von zwölf verschiedenen katholischen Ostkirchen, die in ihrem je eigenen Ritus Liturgie feiern und eine eigene Rechtsordnung haben, aber mit der katholischen Kirche in voller Einheit stehen. Die größten in Deutschland vertretenen katholischen Ostkirchen sind laut der Bischofskonferenz die Ukrainische griechisch-katholische Kirche und die chaldäisch-katholische Kirche, die ihren Hauptsitz im Irak hat.