Der evangelische Theologe Peter Dabrock (51) ist neuer Vorsitzender des Deutschen Ethikrates. Bei seiner konstituierenden Sitzung in Berlin wählte der neu berufene Rat am Donnerstagabend die Neurowissenschaftlerin Katrin Amunts (53), den Psychologen und Gerontologen Andreas Kruse (60) sowie die Medizinethikerin Claudia Wiesemann (57) zu seinen Stellvertretern.
Professor in Erlangen
Der 1964 geborene Dabrock lehrt systematische Theologie mit dem Schwerpunkt Ethik an der Universität Erlangen. Er gehört dem Ethikrat bereits seit 2012 an und war bisher stellvertretender Vorsitzender. Dabrock ist von der CDU/CSU-Fraktion für den Ethikrat vorgeschlagen worden. Dabrock arbeitet in der Evangelischen Kirche in Deutschland in der Kammer für öffentliche Verantwortung mit. Der Hochschullehrer ist auch Vorstandsmitglied der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer.
Entsprechend dem Ethikratgesetz hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert die 26 Mitglieder aus den Bereichen Medizin, Naturwissenschaft, Recht, Philosoph und Ethik für die kommenden vier Jahre neu berufen. Dabei bestätigte er 12 für eine zweite Amtszeit und berief 14 neue Sachverständige. Der unabhängige Sachverständigenrat soll Politik und Gesellschaft in ethischen Fragen etwa bei den Lebenswissenschaften beraten und Empfehlungen vorlegen.
Diskussionen voranbringen
Der scheidende Rat hatte seine Agenda weitgehend erfüllt, zuletzt mit einer Stellungnahme zur Embryospende. Offen blieb das Thema "Big Data" über den Persönlichkeitsschutz bei der Auswertung großer Datenmengen. Ferner steht im Juni die Jahrestagung zum "Zugriff auf das menschliche Erbgut" an. Dabei geht es um das sogenannte Genom Editing, also die Möglichkeit, durch neue Techniken Teile des Erbguts zu verändern. Bei seiner Sitzung beriet das Gremium auch über mögliche neue Themen.
Der Tübinger Moraltheologe Franz-Josef Bormann bezeichnete es als Aufgabe des Ethikrates, neben der Dienstleistungsfunktion für Bundestag und Bundesregierung auch "neue Themen zu setzen und Diskussionen voranzubringen". Der für die katholische Kirche neu in den Rat berufene Theologe nannte es im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) wünschenswert, wenn zu komplizierte ethischen Fragen künftig stärker als bisher nicht nur unterschiedliche Positionen nebeneinandergestellt würden, sondern "eine gewisse Einvernehmlichkeit" angestrebt werde. Der Einfluss der Stellungnahmen des Ethikrates werde "nicht gerade erhöht, wenn nur die Pluralität der Denkmöglichkeiten abgebildet" werde.
Verschiedene Positionen abbilden
Für Bormann ist es "eine demokratische Selbstverständlichkeit", dass der Ethikrat in seiner Gesamtheit die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und Positionen abbilde. Dazu gehörten auch die Vertreter von Religionen. Diese Vielfalt stelle einen Reichtum dar. Allerdings gelte für alle Mitglieder des Gremiums, dass sie "mit rationalen Argumenten arbeiten" müssten. Bormann wörtlich: "Auch über Vernunft können die Meinungen auseinandergehen."