Neuer Chef des Bibelwerks will verstärkt Jüngere ansprechen

"Bibel ab 16"

Franz Josef Backhaus ist neuer Chef des Katholischen Bibelwerks. Er löst Franz-Josef Ortkemper ab, der die Einrichtung mehr als zwei Jahrzehnte geleitet hatte. Im Interview erläutert der Priester, welche Akzente er setzen will.

 (DR)

KNA: Herr Backhaus, wie wird jemand Direktor des Katholischen Bibelwerks?
Backhaus: Vor rund einem Jahr hat mich der Vorstand des Bibelwerks gefragt, ob ich mir nach dem Ausscheiden von Franz-Josef Ortkemper vorstellen könne, diese Aufgabe zu übernehmen. Daraufhin habe ich mich beworben, und nach dem Bewerbungsverfahren und einem Vorstellungsgespräch hat der Vorstand seine Entscheidung getroffen.

KNA: Was reizt sie an der Aufgabe?
Backhaus: Gut fünf Jahre war ich leitender Pfarrer von zwei Kirchengemeinden in Warendorf mit rund 10.000 Katholiken. Vorher habe ich sehr intensiv wissenschaftlich gearbeitet. Mich reizt, das Praktische und das Theologisch-Wissenschaftliche miteinander verbinden zu können.

KNA: Wo wollen Sie Akzente setzen?
Backhaus: Einen Schwerpunkt will ich für jüngere Menschen setzen.
Unsere Veranstaltungen sprechen jetzt in erster Linie das sogenannte Bildungsbürgertum an, die Altersstruktur beginnt mit Mitte 50, Anfang 60. Wir haben einen festen Stamm an Mitgliedern und Menschen, die unsere Kurse und Veranstaltungen besuchen. Aber wir müssen früher ansetzen. "Bibel ab 16" heißt meine Zielvorstellung. Also mehr um neue Medien kümmern, beispielsweise Bibelkurse online anbieten. In einer Zeit der Unübersichtlichkeit haben viele junge Menschen Sinnfragen, und dazu kann die Bibel etwas sagen.

KNA: Wo sehen Sie da Ansatzpunkte?
Backhaus: Beispielsweise in der Weisheitsliteratur des Alten Testamentes. Da geht es um einfache Fragen: Hilft mir die Bibel, glücklich zu sein und ein gelingendes Leben zu führen? Die Lebensentwürfe in der Weisheitsliteratur sind nicht unmittelbar alle streng auf Gott hin ausgerichtet, sondern gehen erst einmal vom Menschen aus.

KNA: Haben Sie noch weitere Ideen?
Backhaus: Ja, wir sollten uns auch vermehrt Familien zuwenden.
Beispielsweise mit Wochenendkursen, bei denen sich Eltern und Kinder sowohl gemeinsam als auch getrennt mit der Heiligen Schrift befassen. Die drei Zeitschriften, die wir herausgeben - "Welt und Umwelt der Bibel", "Bibel und Kirche" sowie "Bibel heute" - haben qualitativ ein sehr hohes Niveau. Wir möchten den Kreis der Abonnenten erweitern und mehr an die Kioske gehen.

KNA: Sie haben die Heilige Schrift als Liebesbrief Gottes an die Menschen bezeichnet. Was heißt das?
Backhaus: Oft wird das Alte Testament so dargestellt, als ginge es dort um den zornigen und strafenden Gott. Demgegenüber steht der liebevolle Gott des Neuen Testamentes, für viele sogar ein Kuschelgott. Aber man darf die beiden Teile nicht auseinanderreißen. Beide, Altes und Neues Testament, berichten über den Liebesbund Gottes mit den Menschen. Die Bibel ist ein dialogisches Buch, in dem Gott zeigt, dass er die Menschen trotz des Leids und aller Katastrophen trägt, birgt und schützt.

Das Gespäch führte Michael Jacquemain.