Neuer Chorleiter am Dom freut sich auf seinen Dienst

"Vor der Akustik hab' ich schon Respekt"

Neben Unterricht und Proben gibt es bald auch Auftritte im Kölner Dom. Joachim Geibel hat seinen Dienst bei der Dommusik aufgenommen. Als Leiter der Musikschule und der Domkantorei kommt dem Kölner seine musikalische Vielfalt zugute.

Joachim Geibel (DR)
Joachim Geibel / ( DR )

DOMRADIO.DE: Herr Geibel, Sie sind nun seit einigen Wochen im Amt. Welchen Eindruck haben Sie denn von Ihrer Arbeit bisher gewonnen?

Joachim Geibel (Leiter Erzbischöfliche Musikschule der Kölner Dommusik, Leiter Domkantorei Köln und Kölner Domkapelle): Ich habe einen sehr positiven Eindruck gewonnen; es waren sehr gefüllte Wochen, bei denen ich natürlich ganz viele Menschen kennengelernt habe. Aber ich wurde überall ausnahmslos sehr, sehr herzlich empfangen. Und das hat mir diesen Start wirklich sehr einfach gemacht.

DOMRADIO.DE: Sie haben eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, denn sie ist zweigeteilt: einmal sind Sie Leiter der Musikschule der Dommusik und dann auch noch Chorleiter der Domkantorei und Leiter der Domkapelle, dem Orchester am Dom. Ist das ein schwieriger Spagat?

Geibel: Bis jetzt habe ich es noch nicht als Spagat wahrgenommen und es kommt tatsächlich sogar noch ein dritter Bereich dazu.

Denn es gibt in meiner Tätigkeit auch eine Schnittmenge zur Domsingschule. Ich unterrichte die vierten Klassen in Musik und somit ist es eine sehr vielfältige Aufgabe. Neben den konzeptionellen leitenden Tätigkeiten an der Musikschule ist es eben die pädagogische Tätigkeit an der Domsingschule und darüber hinaus die künstlerische mit Domkapelle und Domkantorei.

Die Domsingschule ist die Ausbildungsstätte der Kölner Dommusik (Archivbild). / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Domsingschule ist die Ausbildungsstätte der Kölner Dommusik (Archivbild). / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Das ist eine Sache, die mich von Anfang an dieser Stelle gereizt hat. Bis jetzt nehme ich das gar nicht als Spagat wahr, sondern als sehr abwechslungsreich. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass mir zeitnah langweilig wird.

DOMRADIO.DE: In Ihrer Vorstellung auf der Seite der Kölner Dommusik kann man lesen, dass Singen und Musik seit Ihrer Kindheit zu Ihrem Leben dazugehört. Was reizt Sie denn so ganz persönlich am Singen?

Geibel: Singen war für mich tatsächlich immer ein wichtiger Teil meines Lebens. Von Kindesbeinen an habe ich in verschiedenen Chören gesungen und habe auch musikalisch viele verschiedene Hintergründe.

Ich habe im Knabenchor gesungen, im Jugendchor, in einer Kantorei, habe aber auch eine A Capella Pop-Vergangenheit. Ich habe in Studienzeiten und schon vorher zu Schulzeiten in einer A Cappella-Gruppe gesungen und viele Konzerte gegeben. Das war musikalisch dann eher was man hier in Köln mit den "Wise Guys" verbindet.

Am Singen reizt mich die direkte Art, gemeinsam Musik zu machen, auch unmittelbar überall Musik machen zu können. Und auch die direkte Kommunikation als Chorleiter mit den Sängerinnen und Sängern ist etwas, bei dem ich zunehmend merke, dass das meine Möglichkeit ist, mich musikalisch auszudrücken.

Joachim Geibel

"Am Singen reizt mich die direkte Art, gemeinsam Musik zu machen."

DOMRADIO.DE: Eine Aufgabe ist ja die Leitung der Domkantorei am Kölner Dom. Und Sie haben jetzt schon die ersten Proben gehabt. Wie ist das für Sie als Chorleiter, wenn Sie das erste Mal vor einem neuen Chor stehen?

Geibel: Ja, das ist spannend. Und natürlich besonders bei der Domkantorei, die so lange von meinem Vorgänger Winfried Krane geleitet wurde und die natürlich auch eingespielt ist mit ihm als Chorleiter.

Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke, Winfried Krane, sein Nachfolger Joachim Geibel und Thomas Pitsch aus der Schulabteilung / © Beatrice Tomasetti (DR)
Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke, Winfried Krane, sein Nachfolger Joachim Geibel und Thomas Pitsch aus der Schulabteilung / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Ich habe mich schon gefragt, wie ich gut in diese neue erste Probe starten kann. Aber auch da hat es sehr viel Freude gemacht. Wir hatten eine tolle erste Probe, sogar gemeinsam mit der Domkapelle. Wir hatten am Donnerstag dann die zweite Probe und man merkt schon direkt, dass man sich aneinander gewöhnt. Die Atmosphäre ist sehr, sehr freundlich und wir sind direkt toll ins musikalische Tun gekommen. Ich merke, dass die Sängerinnen und Sänger sich auf die Impulse, die ich geben kann, einlassen und das freut mich sehr.

DOMRADIO.DE: Es ist immer etwas Besonderes, wenn ein neuer Chorleiter übernimmt. Manchmal hören dann Leute auf oder es kommen neue dazu. Was sind Ihre Pläne mit der Domkantorei?

Geibel: Wir sind gerade auf der Suche nach neuen Sängerinnen und Sängern. Die Domkantorei hat ein großes Repertoire und eine wirklich hohe Qualität. Auch dadurch, dass die Besetzung in den letzten Jahren durchaus stabil war und dadurch oft mit verschiedenen Programmen auftreten konnte.

1995 hat Winfried Krane die Domkantorei Köln gegründet. / © Beatrice Tomasetti (DR)
1995 hat Winfried Krane die Domkantorei Köln gegründet. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Es macht sich aber bemerkbar, dass wir im Chor nicht jünger werden und deshalb suchen wir neue Sänger und Sängerinnen, jüngere Sängerinnen und Sänger, aber eben für die Domkapelle auch Instrumentalistinnen und Instrumentalisten, die Lust haben, mit uns Musik zu machen - im Dom, in den Gottesdiensten, aber auch in Konzerten.

Und von daher möchte ich einladen, donnerstags abends zu uns ins Kardinal Höffner-Haus nach Köln Lindenthal zu kommen, um gemeinsam Musik zu machen.

DOMRADIO.DE: Was muss man an Voraussetzungen mitbringen, wenn man mitsingen möchte?

Geibel: Es wäre schon gut, wenn man mit Noten etwas anfangen könnte. Ich erwarte keine perfekte Vom-Blatt-Singfähigkeit, aber doch, dass man relativ sicher ist mit Noten. Damit wir das Repertoire möglichst schnell einstudiert bekommen, um dann musikalisch zu arbeiten und ins musikalische Tun zu kommen. Und im besten Fall bringt man Chorerfahrung mit.

Es wird ein kleines Vorsingen geben, nicht vor der Probe, sondern vielleicht nach der ersten oder zweiten Probe, damit ich einen Eindruck von der Stimme habe. Aber das ist nichts, wovor man Angst haben sollte.

DOMRADIO.DE: Dann sprechen wir mal über den zweiten Bereich Ihre Aufgabe, nämlich die Leitung der Erzbischöflichen Musikschule der Dommusik. Die Kinder haben natürlich Schule, dann singen sie in der Regel in den Chören der Dommusik mit. Wie schaffen Sie es dann noch, den Musikunterricht gut unterzubringen?

Geibel: Genau das wird eine Herausforderung sein. Wir nehmen wahr, dass die Terminpläne der Kinder und Jugendlichen immer voller werden.

Sogar das nicht ganz einfache Instrument Horn wird in der Musikschule unterrichtet. / © Tomasetti (Kölner Dommusik)
Sogar das nicht ganz einfache Instrument Horn wird in der Musikschule unterrichtet. / © Tomasetti ( Kölner Dommusik )

Und da müssen wir genau schauen, wo sind Möglichkeiten, damit die Kinder Instrumentalunterricht erhalten und ihnen dadurch auch eine ganz eigene musikalische Ausdrucksform ermöglicht wird - vielleicht anders als im Chor dann eher eine solistisch geprägte musikalische Ausdrucksform.

Ich führe gerade Gespräche mit allen Kolleginnen und Kollegen, um sie kennenzulernen und daraus dann vielleicht auch Ideen oder Impulse zu erhalten, damit wir als Musikschule zukunftsfähig bleiben können.

DOMRADIO.DE: Sie sind nicht "nur" im Bereich der klassischen Kirchenmusik unterwegs, sondern Sie kennen sich auch sehr gut im Bereich der christlichen Popularmusik aus. Was reizt Sie persönlich daran?

Geibel: Ich habe in meiner Kindheit auch die christliche Popularmusik als eine Möglichkeit gefunden, musikalisch meinen Glauben auszudrücken und das immer in den Gemeinden erlebt, in denen ich musikalisch aktiv war, neben der "klassischen" Kirchenmusik.

Das Besondere ist, dass die Kirchenmusik mittlerweile so vielfältig ist, dass eigentlich alle die Möglichkeit haben, ihre musikalische Ausdrucksmöglichkeit zu finden. Es ist schön, dass es mittlerweile ein tolles Miteinander der verschiedenen Arten von Kirchenmusik gibt.

DOMRADIO.DE: Sie wechseln von der Kölner Uni in den kirchlichen Bereich. Ist es für Sie eigentlich als Musiker ein Unterschied, ob Sie eine geistliche Chormotette von Anton Bruckner dirigieren oder von Johannes Brahms einen weltlichen Gesang aufführen?

Geibel: Natürlich haben wir mit den Chören an der Universität auch immer wieder geistliche Stücke gesungen. Und natürlich ist das Besondere am Dom der liturgische Einsatz und die Funktion der Musik nicht nur als Genuss, sondern eben im liturgischen Dienst, zum Einsatz im Gottesdienst. Dann bekommt die Musik noch mal eine andere Dimension.

Joachim Geibel

"Dann bekommt die Musik noch mal eine andere Dimension."

Ich habe fast von Kindesbeinen an auch Kirchenmusik gemacht. Als Student war ich viel im CRUX, der Jugendkirche in Köln, aktiv oder auch in der Katholischen Hochschulgemeinde und insofern bin ich der Kirchenmusik sehr, sehr verbunden, fühle mich da auch zu Hause. 

DOMRADIO.DE: Und bald stehen Sie dann als Chorleiter im Kölner Dom und werden dirigieren. Wie ist Ihre Gefühlslage? Sind Sie ein bisschen aufgeregt?

Geibel: Aufgeregt werde ich bestimmt beim ersten Mal sein, auch mit den ganzen Gegebenheiten im Dom und der Übertragung der Gottesdienste. Ich bin sehr, sehr gespannt und freue mich sehr darauf, hier im Dom musikalisch aktiv sein zu dürfen. Und tatsächlich ist die Akustik etwas, vor der ich ein bisschen Respekt habe.

Abschiedskonzert von Chordirektor Winfried Krane im Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach (DR)
Abschiedskonzert von Chordirektor Winfried Krane im Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Ich war beim Abschiedskonzert von Herrn Krane vor zwei Wochen hier und habe da das Te deum von Bruckner gehört. Ich saß relativ weit vorne und war vor allem damit beschäftigt, die Akustik zu analysieren. Und ich bin gespannt, wie das sein wird, wenn man ein Konzert leitet oder im Gottesdienst mit dem Chor singt.

DOMRADIO.DE: Noch mal zum Schluss gefragt, da ja tatsächlich die Chormusik bei Ihnen ein wichtiger Bestandteil Ihrer neuen Aufgabe ist. Was wollen Sie denn zukünftig Ihren hoffentlich vielen neuen Sängerinnen und Sängern mitgeben?

Geibel: Weiterhin die Begeisterung an der Musik, die Bedeutung der Musik, die Möglichkeiten, sie auch im liturgischen Rahmen einzusetzen und die Freude, hier im Kölner Dom Musik machen zu können.

Und da kommt dann doch der Musikpädagoge in mir durch, der durch und mit Musik Freude vermitteln möchte, Menschen zusammenbringen und natürlich im weiteren Verlauf auch musikalische und individuelle Entwicklung ermöglichen möchte.

Das Interview führte Mathias Peter.

Kölner Dommusik: Die vier Chöre am Kölner Dom

Die Kölner Dommusik besteht aus vier Chören und hat mit diesen den Auftrag die Gottesdienste an der berühmten Kölner Kathedrale, dem Kölner Dom, musikalisch auf hohem Niveau zu gestalten. Darüber hinaus ist sie als Kulturbotschafter auch außerhalb Kölns eine feste Größe.

Das Jubiläumskonzert zum 30-jährigen Bestehen des Mädchenchores fand auf den Stufen der Vierung statt. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Das Jubiläumskonzert zum 30-jährigen Bestehen des Mädchenchores fand auf den Stufen der Vierung statt. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

 

Quelle:
DR