Neuer Investor Droege steigt bei Weltbild ein

Überraschende Wende

Die Düsseldorfer Droege Group soll zum 1. August die Mehrheit an der insolventen Verlagsgruppe Weltbild übernehmen. Die Verträge sollen Ende kommender Woche unterzeichnet werden, hieß es. Damit ist Paragon aus dem Rennen.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
Rettung in Sicht: Weltbild hat einen Investor gefunden (dpa)
Rettung in Sicht: Weltbild hat einen Investor gefunden / ( dpa )

Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz präsentierte am Mittwoch in Augsburg das familiengeführte Unternehmen überraschend als neuen Haupteigentümer von Weltbild. Der Gläubigerausschuss trage die "sichere und schnelle Lösung" einstimmig mit. Der Münchner Finanzinvestor Paragon Partners ist damit aus dem Rennen. Weltbild soll als Ganzes erhalten und der bisherige Sanierungskurs fortgesetzt werden.

Beim Personal in der Konzernzentrale werde es nur noch "geringfügige Anpassungen" geben, sagte Geiwitz und bezifferte den zusätzlichen Stellenabbau auf "höchstens 50". Nach den Ausführungen des Insolvenzverwalters übernimmt der neue Investor 60 Prozent der Anteile und die unternehmerische Führung. Die Gläubigerbanken bleiben mit 40 Prozent an Weltbild beteiligt. Der langjährige frühere Vorsitzende der Geschäftsführung, Carel Halff, werde Weltbild weiter beraten, aber nicht mehr in einer operativen Funktion.

Geiwitz sagte, Droege bringe im Unterschied zu Paragon eine längerfristige Perspektive, mehr Erfahrungen in wichtigen Geschäftsfeldern wie etwa der Logistik und auch mehr Geld mit. So werde der neue Investor außer einer Kapitalerhöhung von 20 Millionen Euro auch ein Darlehen "in nennenswerter Höhe" finanzieren, das jetzt noch gar nicht gebraucht werde.

Der Betriebsratsvorsitzende der Verlagsgruppe Weltbild, Peter Fitz, äußerte die Erwartung, dass Droege 10 bis 20 Jahre bei Weltbild bleibe und nicht nur 2 bis 4 Jahre, wie es bei Paragon der Fall gewesen wäre. Verdi-Bezirkssekretär Thomas Gürlebeck sagte, unter Paragon wäre Lohndumping zu befürchten gewesen.

Zur Zukunft von Weltbild plus erklärte Geiwitz, über die bereits beschlossene Schließung von 53 Filialen hinaus werde über die Aufgabe von rund 20 weiteren defizitären Verkaufsstellen verhandelt. Der Insolvenzplan sehe diesen "Puffer" vor. Im Falle von Schließungen erhielten die Mitarbeiter Übernahmeangebote. In den Filialen sind derzeit laut Geiwitz noch 1.150 Mitarbeiter unbefristet beschäftigt, in der Augsburger Zentrale 945.

Der Vorstand und Gründer der Droege Group, Walter P.J. Droege, nahm an der Pressekonferenz nicht teil. Er wurde in einer Mitteilung von Weltbild mit der Aussage zitiert, dass Weltbild mit seinen Marken, dem treuen Kundenstamm und der Präsenz im stationären Handel sowie im

Versand- und Online-Handel eine gute Basis biete, um sich zu einem leistungsstarken Multikanal-Anbieter zu entwickeln. "Wir sind uns handelseinig und inhaltlich absolut beieinander."

Die 1998 gegründete Droege Group bezeichnet sich als unabhängiges Beratungs- und Investmenthaus sowie als Spezialist für maßgeschneiderte Restrukturierungs- und Wachstumsprogramme. Im Jahr 2014 soll der Umsatz bei etwa 8,2 Milliarden Euro liegen. Das "Manager Magazin" führte Konzernchef Droege im Jahr 2011 auf der Liste der 100 reichsten Deutschen.

Weltbild gehörte bisher zwölf katholischen Bistümern in Deutschland, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Katholischen Soldatenseelsorge Berlin. Im Januar hatte die damalige Geschäftsleitung bei den Eigentümern überraschend einen kurzfristig massiv erhöhten Finanzierungsbedarf angemeldet. Daraufhin leiteten die Gesellschafter den Ausstieg aus dem Unternehmen ein. Weltbild musste Insolvenz anmelden.

Zugleich kündigte die Kirche an, mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag soziale Härten unter den Mitarbeitern abfedern zu wollen. Dies geschieht unter anderem durch finanzielles Engagement in Transfergesellschaften und für Abfindungen. Geiwitz betonte in Augsburg, die Kirche stehe zu ihrem Wort.


Quelle:
KNA