Neuer Kölner Domkapellmeister scheut Herausforderungen nicht

"Ich freue mich riesig darauf"

Gut Ding will Weile haben: Im September 2025 tritt Alexander Niehues sein Amt als neuer Kölner Domkapellmeister an. Hier spricht er über die Herausforderungen und den Reiz der neuen Aufgabe - und darüber, wie er sich vorbereiten will.

Autor/in:
Mathias Peter
Schwierige Akustik: Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach (DR)
Schwierige Akustik: Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach ( DR )

DOMRADIO.DE: Sie haben das Bewerbungsverfahren durchlaufen, mussten entsprechende Probendirigate machen. Nun werden Sie in einem Jahr neuer Domkapellmeister. Wie sehr freuen Sie sich auf die neue Aufgabe? 

Alexander Niehues (Kölner Dom)

Alexander Niehues (Kantor an der Päpstlichen Basilika St. Lambertus in Düsseldorf): Ja, natürlich riesig. Es ist eine große Freude und auch unglaublich. Ich bin von klein auf von diesem Dom beeindruckt und jetzt darf ich da Musik machen. Das erzeugt großen Respekt. Aber mit den tollen Kolleginnen und Kollegen am Dom und auch durch die vielen Menschen, die mir jetzt schreiben und mir das zutrauen, bin ich sehr zuversichtlich, dass das gut wird!

DOMRADIO.DE Ihr Vorgänger prägte die Dommusik fast 40 Jahre. Der Kölner Dom ist eine sehr große Kathedrale mit einer nicht ganz unproblematischen Akustik. Wie viel Respekt haben Sie denn konkret vor dieser Aufgabe? 

Niehues: Die Aufgabe selbst, auch mit dieser großen Leitungsfunktion, das ist natürlich super spannend. Mit Leitungsfunktion habe ich schon Erfahrungen gesammelt in meiner bisherigen Berufslaufbahn und vor allem auch mit großen Akustiken. Ich hatte ja schon sehr früh einen Job am Mainzer Dom als Vertretungsorganist und habe da mit der großen Orgelanlage und einem großen Raum sehr regelmäßig zu tun gehabt. Auch in Wien habe ich im Stephansdom schon spielen dürfen. Die großen Räume sind mir da nicht so unbekannt. Natürlich ist der Kölner Dom noch mal größer, aber das wird schon werden. Ich freue mich riesig darauf. 

 © Nicolas Ottersbach (DR)
© Nicolas Ottersbach ( DR )

DOMRADIO.DE: Mit großen Räumen kennen Sie sich also aus, den Rhein kennen Sie auch schon sehr gut. Denn Sie sind in Mainz geboren, haben auch dort unter anderem Kirchenmusik studiert und arbeiten jetzt in Düsseldorf. In einem Jahr geht es dann nach Köln. Fühlen Sie sich als Rheinländer? 

Niehues: Ich fand es sehr spannend, dass ich doch mit meiner Mainzer Mentalität im Rheinland irgendwie gut klarkomme. Von daher würde ich diese Frage doch sehr klar mit Ja beantworten. 

Knabenchor / © Tomasetti (Kölner Dommusik)

DOMRADIO.DE: Ab dem 1. September 2025 sind Sie der Leiter der Dommusik, werden als Domkapellmeister das Vokalensemble Kölner Dom als Kammerchor und den Domchor als Knabenchor dirigieren. Wie wichtig ist es Ihnen, den jungen Menschen das Singen zu vermitteln? 

Niehues: Sehr wichtig. Unsere jungen Menschen sind unsere Zukunft. Gesellschaftlich, aber in dem Fall auch kulturell. Und das Singen ist eine ureigene Art, Musik zu machen und fordert Körper, Geist, bildet Persönlichkeiten aus. Und ich selbst habe das ja auch immer erfahren, sei es im solistischen Singen oder im Chor; Singen gibt einfach ein gutes Gefühl. Das weiterzugeben ist eine tolle Aufgabe. 

DOMRADIO.DE: Was ist denn das Wichtigste, das Sie versuchen, Ihren Sängern mitzugeben? 

Niehues: Alles fußt auf der Gesangstechnik. Darauf kann man aufbauen. Im liturgischen Bereich, im kirchlichen Rahmen, sollte man sich für Liturgie begeistern. Und das habe ich von klein auf auch so erfahren. 

Ich möchte vermitteln, was hinter dieser geistlichen Musik steckt, wieso der Komponist beispielsweise den Text an dieser Stelle so komponiert hat. Natürlich ist beim Singen im liturgischen Bereich eine gute Portion Gottvertrauen immer sehr, sehr wichtig und auch ein Gespür dafür zu haben, dass jeder Einzelne wichtig ist für das Ganze. Und wenn dann junge Sängerinnen und Sänger Mut und Selbstvertrauen haben und erfahren, dass man mit Disziplin, Konzentration, aber auch dieser ureigenen Freude an der Musik Momente erschaffen kann, die alle begeistern, dann finde ich das sehr, sehr wichtig. Und auch das Tolle an dieser Aufgabe als Kirchenmusiker. 

Vokalensemble Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti (Kölner Dommusik)

DOMRADIO.DE: Was hat Sie als Musiker, als Organist, als Sänger, als Chorleiter persönlich geprägt? 

Niehues: Das fing schon als kleiner Junge in meinem Elternhaus an. Ich hatte alle musikalischen Möglichkeiten, da wurde mir alles ermöglicht. Ich durfte mein Instrument wählen, meine Großmutter hat Orgel gespielt. Das hat mich fasziniert und so bin ich aufgewachsen. Zu Hause stand eine elektrische Orgel. Ich hatte Zugang zu Musik, so oft ich wollte, und hatte dann auch sehr viel Glück mit den Lehrern kurz vor dem Studium und auch mit den Professoren im Studium. Den Job am Mainzer Dom als Vertretungsorganist habe ich ja schon erwähnt. Und wenn man also "Kathedralluft" geschnuppert hat, ich glaube, das will man dann immer wieder haben. Wenn ich mir meine berufliche Laufbahn so angucke, da gab es immer tolle Kollegen, Chorsänger, aber auch Pfarrer, die mich künstlerisch, aber auch menschlich sehr, sehr geprägt haben und vor allem, von denen ich auch sehr, sehr viel lernen durfte. 

DOMRADIO.DE: Was reizt Sie persönlich am Musizieren in der Kirche, sei es als Organist oder als Chorleiter? 

Niehues: Wir haben ja schon über die Räume von Kirchen gesprochen. Mich reizt, dass hier seit Jahrhunderten Menschen zusammengekommen sind und sich in ihrem Glauben haben inspirieren lassen. Und die vielen Komponisten, die für diese Kirche ihren Glauben in Töne gefasst haben und keine Arbeit und Mühe gescheut haben, das begeistert mich. 

Aber auch meine Aufgabe als Chorleiter, die Menschen zum Singen zu bringen, das begeistert mich an der Kirchenmusik. Das gilt auch für die Orgelmusik. Es geht nichts über ein einfühlsames Orgelspiel, bei dem alle Parameter stimmen: Wenn das Orgelspiel nicht zu lange dauert und auch nicht zu kurz ist, wenn das Tempo stimmt, wenn die Lautstärke stimmt und man einfach mitsingen kann. Und das ist es ja auch, wenn ein Chor oder ein Kantor genau in einem solchen Flow singt, dann sind alle begeistert. Und wenn wir als Kirchenmusiker es schaffen, den Menschen, die uns zuhören, transzendente Momente in der Liturgie oder auch im geistlichen Konzert zu ermöglichen, dann ist das etwas ganz Wunderbares. 

DOMRADIO.DE: Wie werden Sie denn nun dieses Jahr mit dieser Aufgabe vor Augen angehen? 

Niehues: Zum einen werde ich auf jeden Fall meine Arbeit in Düsseldorf ganz gewissenhaft und begeistert bis zum Abschied weiterführen und mich dann auch in Köln umschauen, dass ich schon mal weiß, wo ich mir vielleicht eine Wohnung suchen kann. Ich werde doch den ein oder anderen Knabenchor in Deutschland besuchen und mir da Inspiration holen. Ich möchte die Menschen am Dom kennenlernen, mit den Kollegen in Kontakt treten, um alles vorzubereiten, damit es dann am 1. September 2025 gut losgehen kann! 

Das Interview führte Mathias Peter.

Kölner Dommusik: Die vier Chöre am Kölner Dom

Die Kölner Dommusik besteht aus vier Chören und hat mit diesen den Auftrag die Gottesdienste an der berühmten Kölner Kathedrale, dem Kölner Dom, musikalisch auf hohem Niveau zu gestalten. Darüber hinaus ist sie als Kulturbotschafter auch außerhalb Kölns eine feste Größe.

Das Jubiläumskonzert zum 30-jährigen Bestehen des Mädchenchores fand auf den Stufen der Vierung statt. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Das Jubiläumskonzert zum 30-jährigen Bestehen des Mädchenchores fand auf den Stufen der Vierung statt. / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR