Über geplante Reformen äußerte sich der neugewählte Großmeister Fra'Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto am Mittwoch gegenüber Vatican News.Im Mittelpunkt der derzeitigen Beratungsprozesse stehen demnach unter anderem eine Förderung des religiösen Lebens, eine modernere Wirtschaftsverwaltung sowie die Rolle der Frau im Orden.
Mehrere hundert Ordensangehörige auf der ganzen Welt sowie zahlreiche Kirchenrechtsexperten seien eingebunden.
Krise habe herausgefordert
Die institutionelle Krise des Malteserordens im Vorjahr sei "anstrengend und herausfordernd" gewesen und habe "uns alle zu mehr Nachdenken gebracht", so der Großmeister. Man habe die Krise aber auch als "wichtige Gelegenheit zur Weiterentwicklung" wahrgenommen. Erste Auswirkungen seien bereits zu sehen, etwa in der Frage der Beteiligung von Frauen in der Ordensleitung.
Die Beziehung zum Heiligen Stuhl bezeichnete Dalla Torre als "solide". "Papst Franziskus verpasst keine Gelegenheit, uns seine Unterstützung zu versichern." Über den päpstlichen Delegaten Erzbischof Angelo Becciu gebe es regelmäßig Kontakt.
Dalla Torres Vorgänger als Großmeister, der Brite Matthew Festing (68), war Anfang 2017 auf Druck von Papst Franziskus zurückgetreten. Vorausgegangen waren Turbulenzen an der Spitze des Ordens. Der Souveräne Malteserorden ist dem Heiligen Stuhl unterstellt, ist aber zugleich ein eigenes Völkerrechtssubjekt.
Der Malteserorden sei in den vergangenen Jahrzehnten stark gewachsen, "über jede Erwartung hinaus", so Dalla Torre. Zum Zeitpunkt der letzten Ordensverfassung 1961 habe der Orden mit 25 Ländern diplomatische Beziehungen unterhalten; heute seien es mehr als 100. Die Malteser sind heute nach eigenen Angaben in 120 Ländern auf allen Kontinenten vertreten; sie haben rund 13.500 Mitglieder und darüber hinaus rund 130.000 Freiwillige und Angestellte.
Dienst an Kranken und Armen
Das Gründungsmotto verpflichtet den Orden zur Bezeugung des Glaubens und zum Dienst an den Armen und Kranken. Zu helfen werde aber immer schwieriger in einer sich rasch ändernden Welt, betonte Dalla Torre. Dringlich sei etwa eine Anpassung des Hilfsnetzes. "Wir sehen heute eine systematische Verletzung des internationalen humanitären Rechts", sagte der Großmeister.
Schulen, Kirchen, Krankenhäuser seien Ziele von Angriffen. Vor 100 Jahren seien der Großteil der von Konflikten Betroffenen Soldaten gewesen; heute seien es Zivilisten, vor allem Frauen und Kinder. Dalla Torre nannte das diplomatische Netz des Ordens unentbehrlich. Es habe keine politischen, sondern humanitäre Funktionen: den Zugang zu Krisenregionen zu ermöglichen und Notleidenden Hilfe zu bringen