Der Vatikan ist nach fast einjähriger Unterbrechung ab diesem Wochenende wieder mit einem Botschafter im Krisenland Belarus vertreten. Der neue Apostolische Nuntius Erzbischof Ante Jozic wird nach Angaben des belarussischen Internetportals catholic.by am Sonntag in der Hauptstadt Minsk eintreffen. Im November 2019 hatte Papst Franziskus den bisherigen Botschafter in Belarus, Erzbischof Gabor Pinter, zum Nuntius im zentralamerikanischen Honduras ernannt, wo er seit Januar tätig ist.
Der 53-jährige Kroate Jozic war Ende Mai zum neuen Papstgesandten in Minsk ernannt und im September in seinem Heimatland zum Bischof geweiht worden. Die katholische Kirche in Belarus sieht sich seit Wochen einer Reihe staatlicher Repressalien ausgesetzt. So verweigert die Regierung seit Ende August dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, dem Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz, nach einem Polen-Besuch die Wiedereinreise in Belarus.
Hintergrund sind die offenkundige Manipulation der Präsidentenwahl in Belarus am 9. August zugunsten von Machthaber Alexander Lukaschenko und die seither anhaltenden Proteste dagegen. Kondrusiewicz hatte die Demokratiebewegung unterstützt und die Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten kritisiert. Lukaschenko warf der katholischen Kirche vor, Propaganda gegen ihn zu betreiben.
Wichtige Aufgaben in der Nuntiatur in Minsk nahm zuletzt Erzbischof Antonio Mennini vom vatikanischen Staatssekretariat wahr. Er empfing am Dienstag das neue Oberhaupt der belarussisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Benjamin. An dem Treffen nahm auch der belarussische Vizeaußenminister Sergej Alejnik teil.
(kna/9.10.2020)