Der künftige Würzburger Bischof Franz Jung hat zu echtem Dialog in öffentlichen Debatten aufgerufen. Dieser werde durch "Dämonen unserer Zeit" wie eine Empörungskultur unterbunden, "die oftmals reflexartig mit der Unterstellung böser Absichten und mit Schuldzuschreibungen operiert", sagte Jung am Dienstag bei seiner Vereidigung durch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in München.
"Dazu gehört auch der Zwang, alles möglichst schnell, hart und medienwirksam zu kommentieren, auch wenn der verhandelte Sachverhalt noch gar nicht klar ist", kritisierte der künftige Bischof. Es fehle die Bereitschaft, sich mit den Gedanken anderer auseinanderzusetzen.
"Wahrheitssuche braucht die notwendige Ruhe zur Unterscheidung", so Jung weiter. Gerade in einer Gesellschaft mit vielen unterschiedlichen Weltanschauungen und religiösen Überzeugungen seien Christen verpflichtet, den Dialog nicht abreißen zu lassen. Der Geistliche verwies dabei auf den heiligen Justin aus dem ersten Jahrhundert, der ein leidenschaftlicher Philosoph gewesen sei. Dieser sei bei seinem Eintreten für das Christentum ohne jeden Kulturpessimismus und "ohne die Abwertung anderer Überzeugungen" ausgekommen.
Schwur auf die Bibel
Bei der Zeremonie im Prinz-Carl-Palais schwor Jung, die rechte Hand auf eine schwarze Bibel gestützt, "Deutschland und dem Lande Bayern" die Treue, wie es im Konkordat zwischen dem Deutschen Reich und dem Heiligen Stuhl vom 12. September 1933 vorgesehen ist. Der bisheriger Generalvikar im Bistum Speyer wird vom Bamberger Erzbischof Ludwig Schick am Sonntag in Würzburg zum Bischof geweiht. Er tritt damit die Nachfolge von Friedhelm Hofmann an und wird der 89. Bischof im fränkischen Bistum.
An der Zeremonie in München nahmen unter anderen auch Kultusminister Bernd Sibler, Justizminister Winfried Bausback, Landtagspräsidentin Barbara Stamm (alle CSU), Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) sowie der Würzburger Diözesanadministrator, Weihbischof Ulrich Boom, weitere Vertreter des Bistums und der Leiter des Katholischen Büros in Bayern, Prälat Lorenz Wolf, teil.
Symbol des Kreuzes
Jung äußerte sich mit Verweis auf Justin auch zum Symbol des Kreuzes. Dieses sei ein überzeitliches Symbol, das die Menschen aller Zeiten miteinander verbinde. Es mahne bis heute, "in allen Leidenden und Geschundenen dieser Welt den leidenden und geschundenen Christus wiederzuerkennen, der nach unserem Mitgefühl und unserer Solidarität verlangt".
Söder nannte die Vereidigung ein wichtiges Signal in die Gesellschaft. Gerade in den Großstädten seien Christen längst nicht mehr in der Mehrheit. Umso wichtiger sei es, für jene Werte, für die das Christentum stehe, sich einzusetzen. In Bayern gebe es ein Bekenntnis der Staatsregierung für die besondere Bedeutung des Christentums, so Söder weiter. So sei etwa die Ehrfurcht vor Gott eines der obersten Bildungsziele.