DOMRADIO.DE: Bahrain ist ein kleiner Inselstaat im Persischen Golf direkt vor der Küste Saudi-Arabiens. Dass hier jetzt eine große katholische Kirche geweiht werden kann, ist wirklich etwas Besonderes. Wo genau steht das neue Gotteshaus?
Florian Ripka (Geschäftsführer "Kirche in Not" Deutschland): Die Kathedrale befindet sich in Awali, etwa 23 km südlich von der Hauptstadt Manama, auf einem Areal, das der König dort der Kirche geschenkt hat.
DOMRADIO.DE: Wie können wir uns diese Kirche vorstellen – sieht sie wirklich aus wie ein riesiges Zelt?
Florian Ripka: Ja, mit ihrer hohen Kuppel ähnelt diese Kirche tatsächlich einem Zelt. Diese Architektur spielt ganz bewusst auf Mose an, der nach dem Alten Testament ja das Zelt der Zusammenkunft bauen ließ – als Gottes Wohnung beim Volk Israel. Das Zelt ist außerdem auch ganz typisch für die Wüstenregionen auf der Arabischen Halbinsel und soll hier die Bücher Mose und damit den gemeinsamen Ursprung im Glauben vor Augen führen.
DOMRADIO.DE: Dort in Awali befindet sich auch das Apostolische Vikariat für das Nördliche Arabien. Entsteht da gerade so etwas wie ein katholisches Zentrum für die ganze arabische Halbinsel?
Florian Ripka: Ja, das ist schon so. Es gibt weit mehr Christen und auch Katholiken in diesen Regionen, als man denkt. Wenn wir an Saudi-Arabien denken, denken wir an eine strenge Staatsreligion des Islam. Aber es gibt auch sehr viele Gastarbeiter dort, Menschen aus über 100 verschiedenen Ländern leben und arbeiten auf der Arabischen Halbinsel. Gerade unter den Arbeitsmigranten von den Philippinen und aus Indien sind viele Christen. In Bharain ist es so, dass der König sehr tolerant ist, Religionsfreiheit ermöglicht und fördert. Im Gegensatz zu Saudi-Arabien können in Bharain auch öffentliche Gottesdienste in katholischen Kirchen gefeiert werden. In Bharain gibt es ungefähr 140.000 Katholiken; es hat sich als vollkommen unmöglich erwiesen, sie alle in den zwei bisher vorhandenen Kirchen unterzubringen. Bis jetzt wurden an einem Tag bis zu 35 Messen gefeiert, damit jeder zumindest einmal die Möglichkeit hatte, eine heilige Messe zu feiern. - Deshalb hatte der König schon 2008 dem damaligen Papst Benedikt das Gelände versprochen, auf dem jetzt endlich die Kathedrale eröffnet werden konnte, damit die vielen Gläubigen dort Gottesdienst feiern können.
DOMRADIO.DE: Glauben Sie, dass von der neuen Kirche Signalwirkung für die ganze Region ausgehen wird?
Florian Ripka: Ja, ich denke schon. Der Initiator war ja der mittlerweile verstorbene Bischof Balinn. Ihm war ganz wichtig, dass das nicht nur ein Ort für die Christen oder für die Katholiken ist. Natürlich sollen sie dort ihre Gottesdienste feiern und sich treffen können. Er wollte aber vor allem auch den interreligiösen Dialog anstoßen. Er wollte einen Ort schaffen, an dem die Menschen ins Gespräch kommen, ohne unbedingt gleich über Religion sprechen zu müssen, ohne gleich die heißen Eisen anzupacken. Bischof Balinn wollte einen Ort der Begegnung schaffen, an dem Menschen unterschiedlicher Religionen friedlich zusammenkommen. Das ist ja auch Papst Franziskus‘ große Vision, dass der Weltfriede gestärkt oder verbessert werden kann, dort, wo die Religionen in einen Dialog treten. Tatsächlich ist in der Golfregion in den großen Städten vieles äußerst westlich geprägt, die Architektur zum Beispiel oder das Kommerzielle. Auf der anderen Seite steht die sehr rigide Auslegung des Islam in manchen der Länder. Und viele der Wanderarbeiter vor Ort sind alleine gekommen und haben ihre Familien in den Herkunftsländern gelassen. Ich denke, wenn diese Wanderarbeiter stärker wahrgenommen werden, wenn sie besser unterstützt werden, dann führt das auch dazu, dass sich die unterschiedlichen Nationen auf ganz anderer Ebene auch begegnen können.
DOMRADIO.DE: Morgen ist der Tag der Weihe – was ist da geplant?
Florian Ripka: Ein großer Festakt war schon heute, sozusagen die weltliche Einweihung. Der König hat die Kirche amtlich eingeweiht. Bischof Paul Hinder war als Apostolischer Vikar für diese Region dabei und unter anderem auch Kurienpräfekt Kardinal Tagle. Morgen findet dann der erste Gottesdienst statt. Und diesem feierlichen Gottesdienst zur Einweihung des neuen Gotteshauses wird dann auch Kardinal Tagle vorstehen.
Das Gespräch führte Uta Vorbrodt