In seiner Predigt ging Domkapitular Thomas Weitz darauf ein, was es bedeute, sich auf Gott zu verlassen. Ausgangspunkt war ein Text aus dem Mattäusevangelium (Mt 14,22-33), in dem Jesus seinen Jüngern auf dem Wasser begegnet.
Als Petrus den auf dem Wasser laufenden Jesus aufforderte: "Wenn Du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu Dir komme", sei das keineswegs ein Akt des Glaubens gewesen, betonte Domkapitular Weitz. Denn Gott sei kein "Gespenst", sondern bei ihm gelte sein Wort: "Ich bin es, habt Vertrauen und fürchtet Euch nicht".
Alle in einem Boot
Dieses "Ich bin es", sei das Wort, in dem sich für den Gläubigen Gott selbst begründe, so der Domkapitular. Wer aber Gott testen wolle, um danach möglicherweise zu sagen: "Ich habe einen Test mit Gott gemacht und er hat in bestanden", der handele lächerlich, denn Gott müsse niemandem etwas beweisen.
Das Boot mit den Jüngern sei es, woran festzuhalten gilt. Bereits der heilige Augustinus habe geschrieben: "Wenn auch das Boot hin und her geworfen wird, es ist doch das Boot. Das Boot allen trägt die Jünger das Boot allein nimmt Christus auf. Wen es auch hinabsinkt, ohne das Boot gehst Du gleich unter.
Halte Dich also im Boot und flehe Gott an. Die größte Verwirrung in diesem Boot gibt es bei Abwesenheit des Herrn. Oder immer dann, wenn die im Boot nicht mehr wissen, wer ihr Herr ist."
Gemeinsam vertrauen
Nicht ohne Grund habe die Kirche von jeher dieses Boot als ihr eigenes Bild verstanden, bemerkte der Domkapitular. Gerade in dieser Zeit befänden sich Christen sowie Nichtchristen auf stürmischer See. Der Domkapitular mahnte deswegen: "Bleiben wir im Boot! Bleiben wir in der Gemeinschaft, halten wir in unserem Herzen den Herrn heilig und ermutigen wir einander, uns auf sein Wort zu verlassen und ihn nicht zu testen."
Die Menschen sollten sich weder durch stürmische Winde oder durch den Gesang verführerischer Sirenen, so schön sie auch in klingen mögen, in die Irre führen. Weitz erinnerte an das Wort, das Gott den Menschen gegeben hat: "Ich blicke auf den Armen und Zerknirschten und auf den, der zittert vor meinem Wort." An diesem Wort müsse festgehalten werden: "Lassen wir uns nicht beunruhigen, sondern vertrauen wir einander und helfen wir einander, einander zu vertrauen. Denn Feuer und Sturm sind allein in der Hand des Herrn."
Aus dem Stundenbuch
Man muss bedenken, dass der Herr, wenn er Großes wirkt, die Volksmassen fortschickt; dadurch lehrt er uns, nie die Anerkennung der Leute zu suchen oder die Menschen an uns zu binden. Er lehrt uns, uns weder ständig unter die Leute zu mischen, noch die Menschen immer zu meiden, sondern beides in nützlicher Weise zu tun; daher folgt: „Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um in der Einsamkeit zu beten.“ Dadurch zeigt er uns, dass die Einsamkeit gut ist, wenn es Zeit ist, Gott anzurufen. Deswegen geht er auch in die Wüste und verbringt dort die Nacht im Gebet. Dadurch lehrt er uns, im Gebet die Ruhe fern von Ort und Zeit zu suchen.
Johannes Chrysostomus (Patriarch von Konstantinopel, Kirchenvater, 354–407)
aus: Magnificat - das Stundenbuch