Das Eheverständnis berühre den "Markenkern" der katholischen Lehre von den Menschen, sagte er in einem Interview mit der Mainzer "Allgemeinen Zeitung" (Mittwochsausgabe): "Die Ehe in der katholischen Kirche ist nun mal definiert als Gemeinschaft von Mann und Frau mit der Offenheit für Nachkommenschaft." Sehr wohl könne sich in der Kirche aber die moraltheologische Haltung zu homosexuellen Beziehungen verändern.
Nach der ersten Synodalversammlung von Bischöfen und Laien im Zuge des katholischen Reformprozesses, dem sogenannten Synodalen Weg, warnte der Mainzer Bischof in dem Interview erneut vor unrealisierbaren Hoffnungen. Sicherlich werde es in den kommenden zwei Jahren keine Priesterweihe von Frauen geben, sagte er. Nicht einmal der Papst könne dies einfach beschließen: "Wenn überhaupt, sind dafür sehr, sehr lange Prozesse in der Weltkirche erforderlich.
Für Lockerungen des Pflichtzölibats
Aber vielleicht beginnt ja mal so ein Prozess." Grundsätzlich glaube er an die Reformierbarkeit der katholischen Kirche, sagte Kohlgraf. Reformen habe es in der Kirchengeschichte immer gegeben.
Der frühere Theologie-Professor sprach sich erneut dafür aus, die Macht der Bischöfe in der katholischen Kirche einzuschränken und ihre Tätigkeit stärker zu kontrollieren. Auch bei der Pflicht zum Zölibat für Priester trat er für Lockerungen ein.
Schon heute sei es üblich, dass beispielsweise evangelische Pfarrer, die zur katholischen Kirche übertreten und Priester werden, selbstverständlich weiter mit ihrer Familie lebten. "Wir haben auch in der ostkirchlichen Tradition verheiratete Priester." Lockerungen beim Gebot der Ehelosigkeit würden die Würde des Priesteramtes nicht beschädigen.