Das Bistum soll demnach 2006 von einem Polizei-Kommissar nicht nur Hinweise über Missbrauchs-Vorwürfe gegen einen Priester erhalten haben. Es sei auch über ein Teilgeständnis des Beschuldigten informiert worden, habe aber nicht gehandelt, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten umfangreichen Bericht zu Missbrauchsfällen im Bistum Trier.
Das Bistum steht wegen des Falls in Freisen (Saarland) seit längerem öffentlich in der Kritik und räumte bereits in der Vergangenheit Fehler ein. So soll der damalige Bischof Reinhard Marx bereits 2006 über die Vorwürfe und das Ermittlungsverfahren informiert gewesen sein, aber - trotz anderslautender kirchlicher Richtlinien - weder die Akten der Staatsanwaltschaft angefordert noch mit dem Betroffenen gesprochen haben.
Der Beschuldigte arbeitete bis 2015 weiter als Priester. Erst danach ging das Bistum - nach weiteren Anzeigen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen - aktiv gegen ihn vor. Seit 2018 wird der Fall außerdem vom übergeordneten Kirchengericht in Köln untersucht.
Der Fall Freisen
Im Fall Freisen wird drei heutigen Bischöfen vorgeworfen, verschiedene Fehler begangen zu haben. Genannt werden Marx als Bischof von Trier (2002-2008), sein Nachfolger Stephan Ackermann und dessen damaliger Generalvikar Georg Bätzing (2012-2016), heute Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Die Bistümer München, Trier und Limburg hatten bereits im April, nach Veröffentlichung von Recherchen der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" zu dem Fall mitgeteilt: "In der Tat sind im Verlauf der Bearbeitung dieses Falles Fehler passiert, sowohl im Umgang mit Betroffenen als auch in der Handhabung der Bearbeitung."
Bistum hat schon Stellung genommen
Das Bistum Trier teilte am Freitag in einer Stellungnahme zum "Spiegel"-Bericht mit: "Die Reportage zeigt an mehreren Stellen auf, dass Verantwortliche in unserem Bistum nicht angemessen gehandelt und Fehler gemacht haben. Dies gilt für den Umgang mit Betroffenen und auch bei der Bearbeitung der Fälle", so Ackermann, der auch Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz ist. Er lege Wert darauf, die Fälle sexualisierter Gewalt im Bistum "mit Blick auf die systemischen Faktoren und auf Fehlverhalten von Verantwortlichen prüfen zu lassen".
Weiter verwies der Bischof auf die im Sommer vom Bistum eingesetzte unabhängige Kommission, die Missbrauch in der Diözese aufarbeiten soll. Die Aufarbeitung und Bewertung der Fälle liege in den Händen dieser Kommission. "Und ich werde mich dem Ergebnis der Untersuchung der Kommission stellen", betonte Ackermann.