"Es macht mich ein bisschen nervös, wie viel gesprochen wird und wie wenig sich tut", sagte Dreßing am Mittwochabend in Frankfurt. Seit Veröffentlichung der Studie im September seien schon vier Monate vergangen. Er könne aber "wenig bis fast gar nichts" an "feststellbaren" Veränderungen der Strukturen der katholischen Kirche entdecken.
"Nicht hinter Rom verstecken"
Zwar hätten sich einige wenige Bischöfe inzwischen sehr pointiert geäußert, in dem sie die Weihe von Frauen oder von homosexuellen Priestern nicht ausgeschlossen und den Pflichtzölibat in Frage gestellt hätten. Er wünsche sich aber, dass es nicht nur bei "Positionen" bleibe, sondern klare Ziele definiert und auch umgesetzt würden. Die deutschen Bischöfe dürften sich "nicht hinter Rom verstecken", wenn es darum gehe, klerikale Strukturen, die sexuellen Missbrauch begünstigten, abzubauen. Es dürfe nicht sein, "dass der Langsamste das Tempo bestimmt".
"Die Spitze des Eisbergs"
Die deutschen Bischöfe hatten Ende September die Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" vorgestellt. In den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 hatte das Forscherteam Hinweise auf 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden.
Dreßing sagte erneut, dies sei nur "die Spitze des Eisbergs". Er äußerte sich bei einer Podiumsdiskussion an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen zum Thema "Am Abgrund ... und wie weiter? Die Kirche und der Missbrauch".