Auch der Vatikan hofft darauf, dass das Projekt des Panorthodoxen Konzils trotz aller Unstimmigkeiten noch nicht endgültig gescheitert ist. In einem Grußschreiben an den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., bezeichnete das Leitungsgremium der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) das Konzil als "Ergebnis eines Jahrhunderts der spirituellen und intellektuellen Offenheit" und des Willens, die Sendung der Kirche in der gegenwärtigen Welt zu erfüllen. Diese "Reise" der orthodoxen Kirche erfolge parallel zur Entwicklung der modernen ökumenischen Bewegung. In der KEK arbeiten protestantische und orthodoxe Kirchen in Europa zusammen.
Vorbereitende Sitzung statt Konzil?
Der vatikanische Fachmann für die orthodoxen Kirchen, Hyacinthe Destivelle vom Päpstlichen Rat für die Förderung der Einheit der Christen, schrieb bereits am Mittwoch in einem Gastbeitrag für den "Osservatore Romano": Falls das geplante Treffen auf Kreta nicht zum Heiligen und Großen Konzil der orthodoxen Kirche werde, sollten die orthodoxen Kirchen zumindest klären, ob es sich nicht in eine weitere vorbereitende Sitzung umwandeln ließe.
Defizite in der Verfahrensordnung
Ursache für die derzeitigen Unstimmigkeiten unter den orthodoxen Kirchen sind nach Ansicht Destivelles vor allem Defizite in der Verfahrensordnung des Konzils. Die Vorbereitung dieses Treffens habe "vor allem seinen Dokumenten, doch nur wenig seinem Funktionieren gegolten", so der Dominikanerpater. Die Fragen, die nun von mehreren orthodoxen Kirchen aufgeworfen würden, bezögen sich jedoch vor allem auf die Verfahrensordnung. Hier stelle sich die Frage, ob ein Konzil als oberste Entscheidungsinstanz in der Kirche nicht selbst seine Tagesordnung entscheiden könne, so der Orthodoxie-Fachmann.