Die Bilder zeigen vom Wintersturm und hochgewirbelten Steinen zerbrochene Fensterscheiben. Löcher im Dach, Wasserschäden im Haus. Der Kleine, dem schon beim Abschied von der Insel das Herz bricht, schluchzt bitterlich. Die Große schluckt laut. Mein Herz friert.
Bauferien. Campen. In einem Zimmer hausen. Egal. Wir wollen auf die Insel, unbedingt. Wie oft habe ich gesagt: ich kann mir mein Leben nicht ohne die Insel n vorstellen. Und es genauso gemeint. Auf der Insel regeneriert sich erst jede einzelne Körperzelle in mir, dann lüftet sich mein Hirn und schließlich blüht mein Herz wieder, bin ich bereit für mein Leben. Wie darauf verzichten? Die Insel interessiert das nicht. Der Fischer, dem das Inselhaus gehört, ist alt und krank. Nicht mal das Boot wassert er vor Juli. Keine Kraft zum Wiederaufbau. Na und?
Fahrt doch woanders hin. Unverständnis um mich herum. Erklären kann ich mich nicht. Es geht nicht darum, irgendein anderes Ferienhaus am Meer zu finden. Die hätten ja doch nur Mikrowelle und Geschirrspüler, wir würden grad mal unserem Leben ein anderes Kleid anziehen. Aber nicht das Leben selbst leben können. Das geht nur außerhalb der Zivilisation. Z.B. auf der Insel.
Auf der wir so viel gespielt haben. Zum Beispiel: nichts ist nur gut, nichts ist nur schlecht. Durch alle Themen, die kleinen, wie die großen, Krieg, Krankheit, Tod. Daran muss ich jetzt denken:
Eigentlich säße ich jetzt auf unserer Insel. Das wäre schön, aber nicht gut: Denn ein Freund liegt im Sterben. Ich wäre nicht dagewesen. Jetzt kann ich bei ihm sein, wenigstens das. Dieser Freund ist Jerzy, der letzte Überlebende von Schindlers Liste in Deutschland, hat in Ghettos und KZS gelitten ohne Ende. Und jetzt frisst ihn der Krebs auf. Seit vielen Jahren ist er Teil meines Lebens. Als Journalistin und Autorin und als Angela. Jerzy hat ein gutes, das beste Lebensende verdient, zu dem wir ihm helfen können. Statt Sommer mit Insel, Sommer mit Jerzy. Von dem ich an dieser Stelle erzählen werde, die nächsten Sonntage.