DOMRADIO.DE: Können die Sternsingerinnen und Sternsinger denn ganz normal von Haus zu Haus ziehen oder müssen Alternativen gefunden werden?
Pfarrer Dirk Bingener (Präsident des Kindermissionswerks): Ja, aber sicher. Sie können sich vorstellen, dass das für uns in diesem Jahr eine große Verantwortung ist, dass es um Kreativität geht und dass letztlich die Aktion vielfältig durchgeführt wird. Es ist so, dass wir in Nordrhein-Westfalen verschiedene Hygieneregeln haben, 13 an der Zahl, und wir haben dazu ein Konzept erstellt, da gibt es klare Regeln.
Wenn die Kinder von Haustür zu Haustür gehen, dann sind die Mindestabstände einzuhalten, die Masken müssen getragen werden, es geht um eine Rückverfolgbarkeit - höchstens dürfen es fünf Personen sein. Die Kinder werden die Wohn- und Privaträume nicht betreten. Sie merken schon, wir haben uns eine Menge Gedanken gemacht. Dass im Grunde genommen auch das "von Haus zu Haus gehen" einerseits von der Landesregierung erlaubt ist und andererseits dann natürlich auch sicher funktionieren kann.
Die Kinder basteln jetzt schon Kescher, damit man die Süßigkeiten und das Geld auch kontaktlos übergeben kann. Und all das wird möglich sein. Aber es gibt noch eine ganze Reihe von anderen Vorschlägen, die man natürlich auch alternativ oder zusätzlich noch machen kann. Ich glaube, wichtig ist, dass in diesem Jahr der Segen jeden und jede erreicht. Und auf sehr unterschiedliche Art und Weise ist das eben möglich.
DOMRADIO.DE: Welche anderen Alternativen gibt es denn zum normalen "Hausbesuch" der Sternsinger?
Bingener: Manche Gemeinden haben sich ausgedacht, dass man eine lebendige Weihnachtskrippe hat, also mit lebendigen Königen diesmal. Oder es wird einen Fahrradkorso geben. Da wird der Drahtesel zum Beispiel zum Fahrradkamel oder man kann ein Singen 2.0 durchführen, mit einer Zoom-Konferenz. Auf unserer Homepage kann man eine Spendenaktion für die eigene Pfarrei starten. Unter dem Motto "Jetzt wird eingetütet" werden Segenspakete gepackt, da wo man nicht gehen möchte oder die die Corona-Zahlen so hoch sind. Die Kinder können dort die Pakete verteilen oder eben Fahrradkorso machen.
Es gibt eine Menge Fantasie. Ich meine: Nichts machen ist keine Alternative. Das haben wir ja gelernt im Februar und März, dass man die Dinge nicht einfach ausfallen lassen kann, sondern dass man sich Gedanken macht. Ich merke bei den vielen ehrenamtlichen Gemeinden eine unglaubliche Kreativität, ob man jetzt von Haus zu Haus geht oder eben auf eine andere Art und Weise singt. Sie haben natürlich zu Recht auf das Motto auch nochmal Bezug genommen, weil es natürlich eine enorme Bedeutung hat. Einmal für die Menschen in Deutschland, dass es in dieser Zeit eine frohe Botschaft und einen Segen gibt. Aber natürlich auch, dass die Kinder ein Segen sind für die vielen, vielen Kinder in der Welt.
DOMRADIO.DE: In vielen Gemeinden besuchen die Sternsinger ja auch Krankenhäuser oder Alten- und Pflegeheime. Wie wird das überhaupt gehen?
Bingener: Das ist ein Beispiel, wo man vernünftig sein muss. Die Sternsinger werden nicht in Altenheime und in Krankenhäuser gehen. Das ist doch klar, das geht natürlich nicht. Aber man wird natürlich vor einem Krankenhaus oder im Hof eines Altenheims singen können und die Bewohner stehen am Fenster. Es wäre ja fatal, wenn oftmals die Menschen, die die Botschaft und die Sternsinger am ehesten ersehnen, diesmal leer ausgehen würden. Nein, wir sind verpflichtet, meine ich, ich sage das in allem Respekt, vor all denen, die sich wunderbar engagieren. Ich glaube, gerade jetzt, auf vielfältige Art und Weise, auf sichere Art und Weise, die Botschaft zu überbringen.
Das Interview führte Katharina Geiger.