Niederländisches Bibelschiff ankert in Köln

Arche voraus

Schon mal Goliath eins mit der Schleuder verpasst? Oder in König Salomos Schlafzimmer Mäuschen gespielt? Wie Samson die Säulen des Tempels eingerissen? Ab Montag geht das - neben dem Kölner Schokoladenmuseum. Hier ankert für drei Monate ein biblisches Erlebnisschiff aus den Niederlanden.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Auch Adam und Evas Apfel ist dabei (DR)
Auch Adam und Evas Apfel ist dabei / ( DR )

Vier Stockwerke voller Ideen, Geschichten und Merkwürdigkeiten.  Warum etwa hat Noahs Frau zwei Vögel in ihrer Brust? "Geben Sie sich selbst die Antwort", sagt Aad Peters, Macher und Ideengeber der Arche. "Ich habe schon so viele wunderbare Antworten bekommen." Ein Türke sagte ihm: weil Frauen sich oft eingesperrt fühlten. Ein Lateinamerikaner: weil Frauen so geschwätzig seien. Und Bischof Joseph Punt von Haarlem, ein Freund von Peters, meinte bei der Einweihung des Schiffs: "Wovon das Herz voll ist, davon singt man." Kinder, so weiß der Puppenspieler Peters, verstünden viele Dinge auf ihre Weise; "ich muss nicht alles erklären".



Sein Ziel: Die Bibel mit ihren tollen Geschichten soll zurück auf den Tisch. "Aber ich will die Menschen interessieren, nicht belehren." Eher dünne Texttafeln, ein Quiz, das die Kinder beim Parcours lösen können: behutsame Medien zur Vermittlung von Glaubenswissen. Der 55-Jährige mit dem Pferdeschwanz will kein Missionar sein auf seiner Arche; er möchte als erstes, dass die Kinder die Geschichten und Grunderfahrungen der christlichen Kultur überhaupt kennenlernen - oder neu erfahren.



Amüsement und Tiefgang

"Zwischen Amüsement und Tiefgang" sucht er eine Balance, und, zunächst kaum merklich, werden die Fragen beim Rundgang ernster. Wie König Salomo kann man sich beim Blick in den Spiegel vom Plüsch-Fauteuil fragen, ob man im Leben Reichtum oder Weisheit sucht; Verzerrung, Zerstreuung oder Gradlinigkeit; viele Frauen oder Treue. Ein Einhorn hat noch nie jemand gesehen - eine Auferstehung von den Toten auch nicht. Aber heißt das auch, dass es beide nicht gibt? Dort in der Kreuzigungsgruppe hängt doch zumindest das Horn eines Einhorns - oder ist es das eines Narwals?



Es sind solche originellen Visualisierungen, mit denen Aad Peters Interesse weckt: mit der Waage zwischen Kain und Abel, deren Waagschalen scheinbar in die falschen Richtungen weisen. Doch sie funktionieren nach Gottgefälligkeit, nicht nach Gewicht: die leichten Tierfelle des Abel wiegen schwerer; das viele Getreide des Kain bleibt oben. Oder die Gesetzestafeln, die dem Mose breitbeinig

nachlaufen: Das Gesetz ist immer bei dir; du kannst nicht ohne Gesetze sein, so lautet die Botschaft.



"Das machen auch die Protestanten"

Der Baum des Lebens, der sich über alle vier Stockwerke erstreckt; Mangrovenwurzeln aus den USA, Lianen aus dem Amazonas; ausgestopfte Giraffen von sechs Meter Länge: Peters versteht zu inszenieren. In 50 Ländern hat er gearbeitet, in Krisenregionen; hat Kinder unterhalten und von Kindern gelernt, was Kinder anzieht. Der Beichtstuhl im Treppenhaus etwa wirkt wie ein Magnet: kaum ein Besucher, der nicht stehenbleibt, sich setzt und anfängt, mit seinem Gegenüber zu flüstern. "Das machen auch die Protestanten", meint der Entertainer schmunzelnd.



Die Arche, gebaut vor vier Jahren vom niederländischen Unternehmer Jan Huibers, ist Peters" bislang größtes Projekt: rund 25.000 Besucher hat es seit Februar in drei niederländischen Städten angezogen. Von Gouda geht es nun weiter Richtung Köln. Das Reisen ist im Prinzip praktisch: Die Besucher werden dort abgeholt, wo sie sind. Doch leider wurde der Nachbau mehr nach biblischen Ausmaßen denn zum Transport nach den Gepflogenheiten moderner Flussschiffahrt konstruiert: Stolze 13 Meter sind für die meisten Brücken schlicht zu hoch. Und so träumt der nimmermüde Puppenspieler schon von einem anderen, einem flacheren Schiff - das ihn und seine Familie bis hinunter ans Schwarze Meer bringen könnte.