Papst Franziskus hat zu mehr Leidenschaft und Volksnähe bei der Verkündung des Evangeliums aufgerufen. Einer verweltlichten Kirche, die Probleme habe, auf nicht existenzielle Dinge zu verzichten, fehle "das Feuer", das Evangelium in der Gegenwart zu verankern, sagte er am Samstag im Vatikan. Damit drohe sie, museal zu werden. Das Kirchenoberhaupt empfing rund 300 Teilnehmer eines Vatikan-Kongresses über Neuevangelisierung in Europa und Ländern des Westens.
Die Kirche sei für viele Menschen heute eine "laue Erinnerung, wenn nicht eine schmerzhafte Enttäuschung", sagte Franziskus. Besonders im Westen hätten viele das Gefühl, nicht von der Kirche verstanden zu werden und nähmen diese als entfernt wahr. Die Mission der Kirche sei, den Mitmenschen zu begegnen und sie die Liebe Gottes spüren zu lassen. "Nicht besonders durch Lehrhaftigkeit, niemals wertend, sondern indem wir zu Weggefährten werden", riet Franziskus.
Kongress mit Experten aus Deutschland
Der Neuevangelisierungs-Kongress im Vatikan stand unter dem Titel "Gott begegnen - möglich?". Geladen waren Vertreter akademischer Einrichtungen, Bewegungen und Vereine für Neuevangelisierung.
Referenten aus Deutschland waren der emeritierte Münstersche Fundamentaltheologe Jürgen Werbick und der Theologe Timo Aytac Güzelmansur, Geschäftsführer der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Deutschen Bischofskonferenz (CIBEDO) mit Sitz in Frankfurt.
Papst Benedikt XVI. (2005-2013) hatte 2010 den Päpstlichen "Rat zur Neuevangelisierung" eingerichtet, um vor allem die Verkündigung des christlichen Glaubens in den oft säkularisierten Ländern des Westens zu fördern. Geleitet wird der Rat von dem italienischen Erzbischof Rino Fisichella.