DOMRADIO.DE: Die Broschüre "Niemand bleibt allein" wurde im Rahmen des Bündnisses "Niedersachsen hält zusammen" herausgegeben. Bevor wir uns genauer mit der neuen Broschüre befassen, wofür steht "Niedersachsen hält zusammen"?
Generalvikariatsrat Dr. Christian Hennecke (Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim): "Niedersachsen hält zusammen" ist nicht nur eine Initiative der Kirchen, sondern da gehört auch der DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund, Anm. d. Red.) dazu, die Unternehmerverbände, die kommunalen Spitzenverbände und die Fraktionen im Landtag und die Landesregierung. Das finde ich das Bezeichnende. Es ist nicht nur eine kirchliche Geschichte, sondern ein gemeinsames Unternehmen aller, die sich für Gemeinsinn und Solidarität verbunden fühlen.
Das ist schon seit Beginn der Pandemie in Niedersachsen so, dass sich dieses Bündnis gebildet hat. Das Anliegen, dass keiner alleine ist, ist ja nicht nur ein Anliegen der Kirchen, sondern auch der vielen anderen und deswegen gibt es dieses gemeinsame Netzwerk.
DOMRADIO.DE: Deswegen jetzt auch diese Broschüre als Zeichen gegen Einsamkeit. Stellen Sie dieses Alleinsein denn verstärkt fest? Wen betrifft das ganz besonders gerade?
Hennecke: Wir hatten ja schon in der ersten Welle der Pandemie genau diese Frage: Wer wird von uns zurückgelassen, wer ist alleingelassen? Das sind die vielen älteren Menschen, das sind die Menschen, die alleine sind und zu Hause bleiben müssen, die in Quarantäne sind.
Aber es sind auch jüngere Menschen. Etwa Leute, die anfangen zu studieren und sich das ganz anders vorgestellt hätten. Schon in der ersten Welle hatten wir das beobachtet und auch versucht, für alle diese Menschen Initiativen zu gestalten. Jetzt in dieser zweiten Welle wollen wir das so konzertiert aufgreifen.
DOMRADIO.DE: Was steht drin in der Broschüre, das dann so verbindet?
Hennecke: Im Grunde genommen sind in dieser Broschüre sehr viele Impulse gegeben, wie man für sich selbst sorgen kann, aber auch, wie man für andere sorgen kann. Es sind Texte darin: Geschichten, Erzählungen, aber auch Gebete, sodass jeder, egal ob er religiös ist oder nicht, auch einen Zugang oder eine Möglichkeit finden kann, wie er sich diese Zeit gestalten kann und umgekehrt, wie alle dafür sorgen können, dass niemand alleine bleibt.
Das wird an die Pfarreien geschickt. Aber über die anderen Träger wird das auch an andere Gruppierungen geschickt.
DOMRADIO.DE: Das heißt, die Menschen können in die Pfarreien kommen und sich dort unter anderem diese Broschüre dann abholen?
Hennecke: Umgekehrt ist es gedacht. Diese Broschüre hat auch einen freien Platz, wo man eine kleine Nachricht oder eine Notiz einbringen kann. Alle kennen Menschen, die möglicherweise einsam sind. Auf die kann man zugehen und ihnen die Broschüre vorbeibringen. So ist es eigentlich gedacht.
DOMRADIO.DE: Und dieses Stück Papier ist sozusagen nur der Aufhänger. Auch digital gibt es da verschiedene Impulse bei Ihnen, oder?
Hennecke: Das tut ja, glaube ich, jede Organisation, aber auch jede Kirche. Wir haben im Kontext von Weihnachten, aber auch im Kontext der Pandemie schon viele Initiativen vorangebracht, wo wir gesagt haben: Beteiligt euch daran, seid mit auf dem Weg. Vor allem: Vergesst die Menschen nicht, die alleine sind.
Das war unserem Bischof auch ein wichtiges Anliegen. Nicht jeder ist digital schon so ausgerüstet, dass er sich ständig in Zoom-Konferenzen bewegt oder in anderen Arten von Konferenzen. Nicht jeder hat die Möglichkeiten, in Kontakte zu treten. Aber vonseiten der Pfarreien aus oder vonseiten von kreativen Personen aus, ist es ja sehr wohl möglich, Kontakt aufzunehmen: über Telefon, über Briefe. Dafür werden in der Broschüre auch Tipps gegeben.
DOMRADIO.DE: Rund 592.000 Katholiken leben im Bistum Hildesheim. Die erreichen Sie hoffentlich alle mit dieser Aktion. Haben Sie vielleicht noch eine Botschaft für alle, die jetzt nicht in ihrem Bistum leben?
Hennecke: Ich finde, jetzt kommt eine Zeit, die emotional durch die zweite Pandemie-Welle sowieso schon aufgeladen ist. Dann kommt auch noch diese Zeit, die dunkel ist und die Zeit, wo wir eigentlich immer das Fest von Gemeinschaft gefeiert haben, nämlich Weihnachten.
Ich würde einfach alle, wie bei uns auch, darum bitten, kreativ zu sein in der Frage: Wo fallen mir Menschen auf, die sonst runterfallen? Also Menschen, die allein sind. Menschen, die allein gelassen sind. Menschen, die sich sonst nicht zeigen, dass wir mit Achtsamkeit auf sie zugehen.
Das Interview führte Carsten Döpp.